Mülheim. Seit mittlerweile zehn Jahren initiiert der Caritas-Fachbereich Jugendarbeit und Schule erfolgreich Projekte für Kinder und Jugendliche in der Stadt.
Die Sorgen waren groß, als das Bistum Essen vor zehn Jahren ankündigte, den Gemeindeverband aufzulösen. Würde die erfolgreiche Arbeit des katholischen Jugendamtes fortgeführt werden können? Sie konnte. Und kann es bis heute. Die Arbeit des Caritas-Fachdienstes Jugendarbeit und Schule ist noch lange nicht abgeschlossen. Sie wird es vermutlich nie. „Gerade die Bereiche, die gut liefen, wollten wir in Mülheim halten“, erinnert sich der heutige Fachdienstleiter und frühere Leiter des katholischen Jugendamtes, Georg Jöres. „Allerdings brauchten wir dafür ein neues Dach.“
Damals blieben zwei Möglichkeiten: einen eigenen Verein zu gründen und gänzlich neue Strukturen aufbauen, oder einen anderen Verband zu finden, unter dessen Dach man die Arbeit auf den Fundamenten des katholischen Jugendamtes fortführen kann. Der Caritasverband bot die Voraussetzungen. Unter diesem Dach und seit 2008 am Standort des Caritasverbandes am Hingberg in den ehemaligen Gemeinderäumen St. Raphael konnten Jöres und seine Kollegen die Arbeit fortführen und immer weiter ausbauen.
Stadt zahlt derzeit drauf
„Vor zehn Jahren sind wir mit 40 Mitarbeitern gestartet“, erzählt der Fachdienstleiter, „heute sind wir 130 Leute.“ Hinzu kommen 80 freiberufliche Honorarkräfte. Und der Bedarf ist da. Allein der Bereich des Offenen Ganztags: In mittlerweile zehn Mülheimer Grundschulen führt die Caritas den Offenen Ganztag. Insgesamt rund 5900 Grundschüler gibt es in der Stadt. „Und 40 Prozent sind im Offenen Ganztag“, so Jöres weiter. Mit stark steigender Tendenz.
Denn Prognosen gingen davon aus, dass der Anteil in den nächsten drei bis fünf Jahren auf 70 Prozent steige, sagt der Sozialpädagoge, der sich fragt, wie das finanziert werden soll. Momentan sei man vor allem durch die Stadtverwaltung noch gut aufgestellt. Nur mit den Landesmitteln und den Elternbeiträgen könne man den Ganztag nicht in der gebotenen Qualität anbieten. Also zahle die Stadt derzeit drauf. Allerdings: „Mehr geht nicht mehr.“
Wo also sollen die zusätzlichen Mittel herkommen, wenn die 70 Prozent tatsächlich erreicht werden? Die Stadt sage, dass das Land mehr tun müsse, „und sie hat Recht“, sagt Jöres, den vor allem der ständige Spagat zwischen kommunalen und Landesaufgaben stört. Dabei sei Schule ja eigentlich Landessache, „aber alles drumherum“, sprich die Unterhaltung sämtlicher Strukturen, das müsse die Stadt übernehmen. „Und so geht das nicht.“
Neues Projekt: Café Ziegler
Der offene Ganztag ist das eine, hinzu kommen viele andere Projekte wie der Kurs „soziales Lernen“, in dem ganze Schulklassen — und davon laut Georg Jöres immer mehr — in sozialen Kompetenzen geschult werden (müssen). Oder die Lernförderung für derzeit 280 Kinder - beides Bereiche, in denen der Bedarf stetig wächst, aber die Geldmittel ständig auf Kante genäht sind. Meistens sind es Landesmittel, die der Fachdienst abrufen kann, hinzu kommen Finanzspritzen von den Lions, den Rotariern, bis vor Kurzem auch von Stiftungen. Wegen der Niedrigzinsphase könne man damit aber nicht mehr wirklich rechnen, sagt Georg Jöres, der die „Geldakquise“ zu seinen Hauptaufgaben zählt. Auch, um die vielen anderen Aktionen für und mit Kindern durchführen zu können. Wie zum Beispiel das CD-Projekt vor rund vier Jahren. „Aus O-Tönen von Kindern aus dem Offenen Ganztag haben wir Texte gemacht und Lieder dazu komponiert. Heraus kam eine CD mit Liedern wie „Schau mich an, ich bin ein Kind“, „Oh, Oh OGS“ oder „Hey, lass uns auf Reisen gehen“. Oder das Abenteuercamp in den Sommerferien, in denen die Kinder mit Holz arbeiten, am Lagerfeuer Lieder singen oder sich am Kletterturm des MSB verausgaben. Seit sechs Jahren biete man das an, so Jöres, und mittlerweile „machen fast alle Schulen mit“.
Und die Ideen gehen dem Fachdienst nicht aus. Jüngstes Projekt ist das „Café Ziegler“, ein Jugendzentrum in den Räumen des Karl-Ziegler-Gymnasiums, das auch über den normalen Schulbetrieb hinaus geöffnet hat und sich so von einem reinen Bildungs- zu einem Lebensort weiterentwickeln soll.