Ob Blasen an der Börse, in der Immobilienbranche, in der Politik oder schlicht nur wichtigtuerisches Geblubber: Krausekrause hat den Dingen eine eigene Fratze verpasst. Gesellschaftskritisch, satirisch und bitterböse legt er mit seinen Bildern den Finger in die offene Wunde des humanen Versagens und der kollabierenden Systeme. Giftgrün, Signalrot und Preußisch Blau unterstreichen Farben die Themen in seiner figürlichen Malerei.
Zehn großformatige Arbeiten sowie Skulpturen sind bis zum 30. September in der Galerie an der Ruhr, Ruhrstraße 3, zu sehen. Nur zwei Häuser weiter davon entfernt hat der aus der Düsseldorfer Szene stammende Künstler, der schon lange in Mülheim lebt, seit zwei Jahren ein neues Atelier. In seiner Welt sind die Dimensionen gesellschaftlichen Seins gleich doppelt krause auf den Kopf gestellt. Losgelöst von allem und doch stark an den Raum gebunden. „Ein Raum“, sagt er, „wenn du da nichts bilden kannst, ist auch nichts los“. Wie wahr. Überhaupt verfolgt der Kreative, Jahrgang 1951, in der obligatorischen braunen Cordjacke seine Philosophie – im Leben und in der Kunst.
In seiner malerischen und bildhauerischen Praxis hat er sich dem „Perversionskorrektivismus“ durch „spriwitziodrastische“ Betrachtungsweise verpflichtet. Die Beschreibungen spritzig, witzig, ironisch und drastisch sind darin ebenso versteckt wie pervers, korrektiv. So hat sich Krausekrause in seiner Kunst auferlegt, dem Betrachter schonungslos die Wirklichkeit vor Augen zu führen. Dabei kommen so manche Motive auf den ersten Blick ganz eingängig und harmonisch daher. Wie „Das kleine Glück“: Es zeigt eine Frau mit beseeltem Gesichtsausdruck, die vom Einkaufsrausch beim Discounter kommt. Sie schiebt einen Kinderwagen mit aufgehäuften Päckchen, die jede Luft zum Atmen nehmen. Im Hintergrund eröffnet sich ein Schacht, der auch Gruft oder Grab sein könnte: Konsum bis zum Ableben. Und auf diese Weise versteckt sich in jedem Bild eine satirische Geschichte.
Krausekrause ist einer, der in Mülheim im Stillen arbeitet, der nicht auf die lokale Kunstszene schielt, „aber ich habe Freunde unter den Mülheimer Künstlern“, sagt er. In Düsseldorf, wo er lange Zeit ein Atelier hatte, ist er wohl eher verortet. Seine Arbeiten sind weltweit in wichtigen Museen bibliothekarisch aufgenommen wie auch im Documenta-Archiv, Kassel. Zahlreiche Ausstellungen führten ihn über Deutschland hinaus in die USA und nach Europa. International befinden sich Arbeiten von Krausekrause in privaten und öffentlichen Sammlungen.