Mülheim.. Bei dem Trainingskonzept „Gewaltfrei Lernen“ erfahren Schüler der Realschule Mellinghofer Straße in Mülheim, wie sie sich behaupten können.

Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen und Teamfähigkeit – an der Realschule Mellinghofer Straße haben Fünftklässler das Trainingskonzept „Gewaltfrei Lernen“ kennengelernt. Sie übten spielerisch, Streit zu schlichten und sich zu behaupten. Trotz des ernsten Hintergrundes stand der Spaß im Vordergrund.

Die Handflächen gegeneinander gedrückt stehen sich jeweils zwei Kinder in der Aula der Schule gegenüber. Sie versuchen, einander aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wer den ersten Schritt macht, hat verloren. Die Gesichter verziehen sich vor Anstrengung, die Kids beißen die Zähne aufeinander, um die Oberhand zu gewinnen. Dabei gewinnt nicht immer der Stärkere: „Ihr müsst den anderen nicht unbedingt nach hinten schieben“, sagt Robin Christ (33) vom Verein „Gewaltfreies Lernen. „Wenn ihr im richtigen Moment den Druck auflöst und die Hände wegzieht, kippt euer Gegenüber nach vorne. Ihr müsst euer Köpfchen einschalten. Hier gewinnt nicht der Stärkste, sondern der Klügste.“

Der Klügere gewinnt

Die Schüler staunen. Plötzlich haben auch kluge Mädels gegen viel stärkere und größere Jungs eine Chance. Bei den kleinen scheint das Selbstvertrauen von Durchgang zu Durchgang zu wachsen. Und auch die Jungs merken, dass Kraft nicht alles ist. Die Botschaft der Übung kommt an: „Ich kann auch gewinnen, ohne dass ich viel Kraft aufwende und etwas mit Gewalt versuche. Das ist toll“, sagt die elfjährige Saskia.

Sie und ihre Freundin Joanna (11) erzählen aber, dass sie ohnehin keine Angst auf dem Schulhof haben. „Hier sind alle ganz lieb. Ich muss mich vor niemandem fürchten“, sagt Joanna. Der Start auf der neuen Schule ist geglückt, beide Fünftklässlerinnen gehen gerne dorthin.

Falls es doch mal eine unschöne Auseinandersetzung gibt, sind die Schüler aber zukünftig vorbereitet. Am zweiten von drei Unterrichtseinheiten lernen sie, wie auch alle anderen Steppkes der fünften Klassen, wie man richtig „Stopp“ sagt. „Körpersprache und Mimik spielen eine große Rolle. Man muss selbstbewusst auftreten, um Streit zu vermeiden“, erklärt Christ, Diplomsportwissenschaftler und Judoka.

Auch der Tonfall spielt eine große Rolle: „Ihr braucht eine Bärenstimme“, sagt Christ. „Außerdem müsst ihr euerem Gegenüber in die Augen sehen“, erklärt er. Gesagt, getan. Auch kleine unscheinbare Mädchen verwandeln sich durch Mimik und Gestik in ernstzunehmende Gegenüber. Auch Saskia und Joanna rufen beherzt „Stopp“.

Pädagogen und Sportwissenschaftler

Doch in einer Klassengemeinschaft darf der Teamgedanke nicht zu kurz kommen. Daher üben die Kleinen auch ausgiebig in Gruppen verschiedene Aufgaben gemeinsam zu lösen.

Das Konzepttraining „Gewaltfrei Lernen“ wird von Pädagogen und Sportwissenschaftlern geleitet.

Schulen können mit dem Verein Kontakt aufnehmen unter: 0223/8838879.

Die Sparda Bank finanziert das Projekt an der Realschule Mellinghofer Straße.