Martin Teuber war zuvor stellvertretender Schulleiter in Duisburg. Kommunikation und persönliche Beziehungen sind ihm wichtig.


Mülheim. „Wissen Sie, wie die Schulsekretärinnen heißen?“ Klar, da kann Martin Teuber weiterhelfen. Diese Frage stellen ihm Fünftklässler, denen er auf dem Flur begegnet, ohne zu ahnen, wer er ist. Die Sextaner erkunden gerade ihre neue Schule, indem sie einen Fragebogen ausfüllen müssen. Auch Teuber lernt gerade die Karl-Ziegler-Schule kennen, denn der 39-Jährige ist erst seit einer Woche ihr neuer Direktor. Er hat zwar keinen ausformulierten Fragebogen im Kopf, aber auch er will durch Gespräche sein neues Gymnasium besser kennenlernen. Für jeden der 70 Lehrer im Kollegium hat er schon so einen persönlichen Austausch unter vier Augen eingeplant. Und natürlich will er sich den rund 900 Schülern in den nächsten Wochen vorstellen und allen Kursen und Klassen einen persönlichen Besuch abstatten.

„Ich finde es wichtig, dass sich Menschen begegnen“, sagt Teuber.

Auf den Lehrer kommt es an

Seit einigen Jahren machen die Thesen von John Hattie in Lehrerzimmern Furore. Der neuseeländische Pädagogikprofessor hat festgestellt: Beim Lernerfolg der Schüler kommt es vor allem auf den Lehrer an. Er muss auch mit seiner Persönlichkeit überzeugen - Didaktik hin, Theorie her, Lehrer brauchen auch so etwas wie Charisma. Martin Teuber kann durchaus etwas mit diesen Überlegungen anfangen. Seine Aufgabe sieht er darin, den Rahmen dafür zu schaffen, dass die Lehrer ihre Persönlichkeit und damit ihre speziellen Potenziale und Begabungen entfalten können. Individualität sei wichtig. „Sonst könnten ja auch Roboter den Unterricht machen“, betont er.

Und das gilt freilich auch umgekehrt: Schüler sind ebenso wenig Lernroboter. Auch sie müssen den Freiraum bekommen, Interessen und Talente entfalten zu können.

Aber geht das so einfach in Zeiten von G 8, dem Turboabitur? Die Lehrpläne werden immer komprimierter und das alte Gespenst der Pauk-Schule geht wieder um. Teuber sieht sein Gymnasium hier gut vorbereitet, dank des Ganztagsbetriebs. Der Unterricht dauert bis nachmittags, in der Mensa gibt es Mittagessen. Dazu stehen den Schülern sogenannte Lernzeiten zur Verfügung, in denen Aufgaben erledigt werden - weitere Hausaufgaben gibt es nicht. So könne das stramme Pensum verträglicher portioniert werden, ist Teuber überzeugt. Wie er überhaupt glaubt, dass das Ganztagsangebot für Eltern wie Schüler attraktiv sei. Ihn wundert es eher, dass immer noch sehr wenige Gymnasien einen ähnlichen Ansatz verfolgten. Umso besser, kann doch seine Schule damit punkten.

„Die Schule ist sehr gut aufgestellt. Meine Aufgabe ist es nun, das weiterzuführen.“ Da ist etwa das ausgeprägte MINT-Profil. Ein anderer Aspekt, der ihm wichtig ist: Der Umgang mit neuen Medien. „Unsere Schüler sind natürlich alle bei WhatsApp oder Facebook unterwegs. Sie sollen aber auch lernen, wie sie das Netz noch darüber hinaus nutzen können. Zum Beispiel bei Power-Point-Präsentationen.“ Schon können Schüler den sogenannten Medien-Pass erwerben und so dokumentieren, dass sie über diese Kompetenzen verfügen. Zum Ausbau dieses Bereiches gehört aber auch eine gute technische Ausstattung: Schon jetzt gibt es Tablets, die im Unterricht genutzt werden können. Allerdings noch kein W-LAN.

Schule sieht gut aus

Teuber schwärmt vom gut gelungen Umbau der Schule. „Ein Gymnasium in so einem guten Zustand findet man nicht oft im Ruhrgebiet“, ist sich Teuber sicher, der vorher stellvertretender Direktor am Krupp-Gymnasium in Duisburg-Rheinhausen war. Dass die Schule ordentlich aussieht, ist kein unwichtiger Faktor für Eltern und Schüler, wenn sie sich für ein Gymnasium entscheiden. Gehört Marketing auch zu den Aufgaben eines Schulleiters? Schließlich muss sich sein Gymnasium auf dem Markt mit anderen behaupten. „Ich finde es wichtig, dass wir aktive Öffentlichkeitsarbeit machen“, sagt Teuber. Und ja, in gewisser Weise sei die Karl-Ziegler-Schule eben auch eine Marke. Davon abgesehen geht der 39-Jährige davon aus, dass auch künftig die Beliebtheit, der sich das Gymnasium als Schulform schon jetzt erfreue, konstant bleibe. Der Elternwille sei recht eindeutig. „Wir müssen allerdings auch klar sagen: Unsere Aufgabe ist es, die Schüler direkt zum Abitur zu führen. Wir finden deswegen Beratung sehr wichtig, damit die Eltern entscheiden können, ob das auch der richtige Weg für ihr Kind ist.“ Insgesamt geht er davon aus, dass ideologische Grabenkämpfe über die Zukunft des Schulsystems der Vergangenheit angehören. „Und das finde ich gut.“ Wie Teuber sowieso nicht auf Konfrontation, sondern auf Kooperation setzt. So will er auch die Zusammenarbeit mit den anderen Gymnasien gestalten: „Ich habe gehört, dass es in der Vergangenheit ein gutes kollegiales Verhältnis gab. Das will ich fortsetzen.“ Erste Gespräche sind bereits vereinbart.