Mülheim. Seit fast 25 Jahren unterstützt die Initiative Tschernobyl-Kinder die weißrussische Stadt Belarus bei der Bewältigung von Folgen der Atomkatastrophe.

„Ich liebe die Arbeit hier“, sagt Karin Fengler euphorisch, als sie vor ihrer Buchecke steht und stolz die von ihr liebevoll einsortierten Bücher zeigt. Es scheint, als könne sie noch stundenlang über die Arbeit im Trödelladen am Kohlenkamp reden – so begeistert ist sie.

Seit ungefähr sieben Jahren arbeitet die 73-Jährige hier für die Initiative Tschernobyl-Kinder. Und das tut sie mit großer Freude: „Es ist wunderschön“, betont sie erneut. Genau diese Begeisterung ist es, die das Team um Manfred Rix-ecker ausmacht. Er ist der stellvertretende Vorstand der Initiative, und seine Stimme füllt sich mit Stolz, wenn er von seinen 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern redet: „Ohne den Laden würde es unseren Verein gar nicht geben“, weiß er.

Seit fast 25 Jahren unterstützt die Initiative nun vor allem die weißrussische Stadt Belarus bei der Bewältigung von den Folgen der Atomkatastrophe: Weihnachtspakete oder die Sozialstation sind nur einige ihrer Hilfsmaßnahmen. Besonders das Jugendzentrum hat für Manfred Rixecker Priorität: „Die Jugend ist schließlich unsere Zukunft“, betont er. Und mithilfe von Spenden und vor allem den Einnahmen des Trödelladens sollen diese nun unterstützt werden.

Wer nun aber denkt, in dem Trödelladen könne man nur Ramsch kaufen, der liegt falsch. „Hier gibt es Top-Ledertaschen oder echte Kristallgläser“, betont Michaela Heyse. Die 48-Jährige kauft regelmäßig in dem Trödelladen ein und hat sogar ihr eigenes Geschäft mit Stücken aus der Trödelhandlung ausgestattet. „Und dabei tue ich auch noch was Gutes“, freut sich Heyse . Sie hat besonders großen Respekt vor den Frauen und Männern, die jeden Tag ehrenamtlich in dem Geschäft stehen, sortieren, ordnen und verkaufen.

Für viele von ihnen ist diese Arbeit nach ihrer Pensionierung zur neuen Lebensaufgabe geworden. So auch für Brigitte Biermanns. Sie erzählt von einem russischen Mädchen, das sie 2003 das erste Mal über die Initiative kennengelernt hat und das seitdem regelmäßig zu Besuch kommt. „Damals war sie 13 Jahre alt“, sagt Brigitte Biermanns und heute sei sie verheiratet und komme sogar schon mit ihren eigenen Kindern nach Deutschland. Die 71-Jährige ist sich sicher: „Die Aufenthalte bei uns haben ihr Sicherheit gegeben.“

Genau solche Entwicklungen sind es, die die Mitarbeiter des Trödelladens besonders stolz machen. Zweimal im Jahr fährt der Vorstand der Initiative nach Russland, um dort bei den verschiedenen Hilfseinrichtungen vor Ort nach dem Rechten zu sehen und berichtet dann seinen Mitarbeitern. „Die Dankbarkeit ist das, was uns antreibt“, sagt Herr Rixecker.

Bei Wind und Wetter

Dieser Antrieb ist so groß, dass einige Mitarbeiter auch weite Strecken auf sich nehmen. Zwei Stunden braucht Margret Janßen vor jeder Schicht aus Oberhausen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Trödelladen am Kohlenkamp in der Mülheimer Innenstadt. „Bei Wind und Wetter“, betont die Rentnerin fröhlich.

Ein Problem hat der Verein allerdings. „Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden“, bedauert Rixecker. Doch an dieses Problem denken seine Mitarbeiter noch nicht; Leo Gorecki zumindest ist sich sicher: „Solange ich gesund bleibe, werde ich weiter hier im Trödelladen arbeiten.“