Saarn/Menden. . Der Plan, 2,7 Millionen EU-Fördermittel in Saarn verbauen zu können, ging nicht auf. Nun wird ein Teil des großen Plans in kleinen Schritten umgesetzt.
Mehr Natur für die Ruhraue – in den nächsten Jahren sollen Bäche renaturiert und das Ruhrufer sein ursprüngliches Aussehen zurückbekommen, Überschwemmung bei Hochwasser inklusive. Eigentlich sollte das schon längst in die Wege geleitet sein: Die Umweltpolitik war begeistert, die Verwaltung sicher, dass die Chancen auf EU-Mittel gut stehen, als Projektträger kam die Biologische Station mit ins Boot. 2,7 Millionen Euro, so der ursprüngliche Plan, sollten über das EU-Programm „Life+“ in die Ruhraue fließen mit dem Ziel, den natürlichen Auencharakter zu verbessern.
Doch 2015, so Gabriele Wegner, stellvertretende Leiterin des Umweltamts, wurden die Fördermittel drastisch gekürzt – „unser Projekt fiel hinten runter, weil es verhältnismäßig teurer ist als andere.“ Nicht nur, weil das Lohnniveau in anderen EU-Ländern niedriger ist, auch konnte ein Naturschutzgebiet mitten in einem Ballungsraum offenbar dann doch nicht gegen andere Flächen punkten.
Ein Teil der Pläne kann dennoch umgesetzt werden, wenn auch zeitverzögert, finanziert aus anderen EU-Töpfen und mit Unterstützung der Bezirksregierung, also des Landes. So soll schon im Herbst begonnen werden mit dem Abbau der Steine zur Uferbefestigung auf 400 Metern südlich der Mendener Brücke. Das Ufer wird „entfesselt“, damit das Hochwasser wie früher in die Aue fließen kann. Das Wasser soll den Ruhr-Altarm reaktivieren.
Arbeiten und Kosten übernimmt das Land, die Ruhr ist ein landeseigenes Gewässer. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Flutmulde, die das Hochwasser aufnehmen soll, abgeflacht werden – eine größere Baumaßnahme, bei der auch Bagger im Naturschutzgebiet rollen werden. Jürgen Klingel von der Umweltabteilung der Bezirksregierung sagt dazu „Synergie zwischen Hochwasserschutz und Wasserrahmenrichtlinie“ – und nennt damit einen zweiten „Geldgeber“.
Die Wasserrahmenrichtlinie der EU fördert es nämlich, Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand zurück zu versetzen. Dazu gehört die „Durchgängigkeit“ von Gewässern, dass also Fische, Amphibien, Kleinstlebewesen Bäche und Flüsse auch entgegen der Fließrichtung passieren können. Das geht aber nicht, wenn Gewässer in Rohre geleitet werden und es keinen durchgehenden Bachgrund auf gleichem Niveau mehr gibt.
Der verrohrte Viehbach, der aus dem Dorf Saarn kommend in den Mühlenbach fließt, ist so ein Problemfall, und auch der Mühlenbach, der, gesäumt vom alten Weiden so idyllisch aussieht, wurde längst von Menschenhand begradigt. Überquerungen sollen verschwinden, das Mühlenbachufer entfesselt werden, damit der Bach mäandern kann. Grob geschätzte 125 000 Euro soll das kosten, 80 % sollen vom Land kommen. Die Politik gab dafür bereits grünes Licht, die Vorplanungen laufen derzeit. „Wir werden das in den nächsten Jahren abarbeiten“, so Gabriele Wegner. „Manchmal geht ein Abschnitt schneller, mal langsamer.“
Das gilt auch für die Rossenbeck in Menden, die derzeit in einem Kanal fließt und künftig, wie es früher war, in Schleifen über eine Wiese in die Ruhr münden soll. Möglicherweise kann der Umbau schon nächstes Jahr beginnen. Auch hierzu wird die Stadt Landesmittel beantragen, die Gesamtkosten werden auf 500 000 Euro geschätzt.