„Irgendwann wusste ich: Dieses Kapitel musst du jetzt beenden“, erzählt Achim Scheffler und meint damit sein Studium. Der 25-jährige Mülheimer hat die Hochschule Ruhr West vorzeitig verlassen, ohne einen Abschluss in der Tasche zu haben. Dabei war es für ihn nach dem Abi mit den Leistungskursen Mathe und Physik eigentlich nur eine logische Folge, sich für Maschinenbau einzuschreiben.
Heute sagt Achim Scheffler: „Ich hab es leistungstechnisch nicht geschafft.“ Nach dem Studienabbruch hat der junge Mann gejobbt sowie mehrere Projekte der Sozialagentur mitgemacht – und rund 300 Bewerbungen auf Ausbildungsplätze im technischen Handwerk geschrieben. Geklappt hat es jetzt (erst) über das Projekt U-turn der Agentur für Arbeit, über das der 25-Jährige an die Heißener Firma Stahlbau Sommerfeld vermittelt wurde. Dort beginnt Achim Scheffler am 1. September eine Ausbildung in Metallbau und Konstruktionstechnik.
Achim Scheffler ist als Studienaussteiger kein Einzelfall. „Etwa jeder vierte Studierende an einer Fachhochschule in Deutschland bricht im Schnitt sein Bachelor-Studium ab. In den technischen Fächern ist die Abbruchquote sogar noch höher“, weiß Prof. Dr.-Ing. Gudrun Stockmanns, Präsidentin der Hochschule Ruhr West.
Dass aber junge Menschen, die ein Studium zumindest angefangen haben, ein gewisses Potenzial mitbringen, nimmt die Agentur für Arbeit für ihr neues Projekt U-turn als Basis. Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mülheim/Oberhausen, erklärt: „Neben Grundkenntnissen aus dem Studium bringen Studienaussteiger in der Regel auch menschliche Reife mit, was nicht unerheblich ist mit Blick auf die zukünftige Fachkräftesicherung. Aber wir müssen die duale Berufsausbildung für ehemalige Studenten attraktiver machen, um ihre Kenntnisse für den Arbeitsmarkt nutzen zu können. Das schaffen wir vor allem durch eine verkürzte Ausbildungsdauer.“
An der Stelle kommt die Kreishandwerkerschaft ins Spiel. „Ob eine Verkürzung der Ausbildungsdauer zu realisieren ist, kommt immer auf den jeweiligen Einzelfall an“, sagt Barbara Yeboah von der Kreishandwerkerschaft Mülheim. „Entscheidend sind die Fragen nach dem begonnenen Studienfach, nach den gewonnenen Vorkenntnissen, etwa aus erfolgreich abgelegten Prüfungen, und auch den bisherigen Berufserfahrungen aus Praktika.“ Zu verkürzen sei für beide Seiten von Vorteil, sagt Barbara Yeboah, denn: „In der Berufsschule langweilt sich der Azubi sonst schnell und bekommt einen Durchhänger, und das Unternehmen hat schneller einen vollwertigen Mitarbeiter.“
Auch Achim Schefflers Ausbildung wird kürzer werden – um sechs Monate. Nach guter Zwischenprüfung hat der junge Mülheimer zudem die Möglichkeit, um ein weiteres halbes Jahr zu verkürzen. Nun will er aber zunächst endlich anfangen und ist froh, dass er einen entscheidenden Schritt auf seinem Berufsweg machen kann. In Heißen hat er die Chance dazu. Udo Sommerfeld, Geschäftsführer der Stahlbau-Firma, in der Achim Scheffler seine Ausbildung machen wird, sagt: „Wenn einer Abi hat und ein paar Semester studiert hat, zeigt das, dass er lernfähig ist. Und jetzt, mit 25 Jahren, weiß er auch, was er will.“