Mülheim. . Beim CVJM-Jugendhaus gibt es einen neuen Hobbyraum - gestaltet von „30 Ehrenamtlern aus acht Nationen“, darunter sind Flüchtlinge wie auch Siemensianer

Jugendliche hängen nur vor dem Computer? Im Jugendhaus des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) wird das alte Computerzimmer gerade umgestaltet – zu einem Raum, in dem es alles geben soll, außer Bildschirme und Videospiele: Bällebad, Musikanlage, Fitnessbereich, „Chill-Zone“ mit selbstgebautem Sofa und Tisch. Selbstgemacht ist hier ohnehin fast alles – „von 30 Ehrenamtlern aus acht Nationen“, sagt Ute Hoffmann vom CJVM.

Die Kraft herauslassen

Darunter sind Gymnasiasten wie Hauptschüler, Flüchtlinge wie Deutsche, Eltern wie ... junge Manager? Vom Mülheimer Nachwuchskreis der Firma Siemens hat der CJVM ungewöhnliche Unterstützung bekommen: Sechs Nachwuchsmanager haben über ein Sozialprojekt von Siemens zum CVJM-Jugendhaus im Stadtzentrum gefunden.

„Am Anfang mussten wir ihnen sagen: Mit einem rosa Hemd in der Hose müsst ihr hier nicht hinkommen“, erzählt Ute Hoffman. „Aber jetzt sind sie alle viel lockerer“. Rainer Herberg von Siemens kann bestätigen: „Am Anfang gab es kleine Berührungsängste.“ Aber dann seien er und seine Kollegen schnell warm geworden mit den Jugendlichen.

Geplant wurde der Bau des „Frei Raums“ seit Februar, die Planung fiel dabei zwar unter die Dienstzeit der Siemensianer, das Mithelfen beim Renovieren haben sie jedoch in ihrer Freizeit geleistet. Und das habe sich gelohnt, findet Herberg. „Man merkt, dass man hier etwas schafft“, sagt er. „Ein schönes Gefühl!“

Auch Mädchen werden Spaß haben

Etwas mit den eigenen Händen zu gestalten, das ist laut Ute Hoffmann gerade auch für die Geflohenen sehr wertvoll, die das Jugendhaus regelmäßig besuchen und am Projekt mitgewirkt haben. „Ein 18-Jähriger hat sich richtig gefreut, endlich wieder etwas tun zu können und die Wände vom Bällebad schleifen zu dürfen“, berichtet die Projektleiterin. Die Jugendlichen durften bei der Gestaltung des Raums aber nicht nur zu Bauplanern, Malern und Möbelschleppern werden; sie entschieden auch weitestgehend, was in den Hobby-raum kommt.

„Und da wurde schnell klar: Die Jugendlichen brauchen etwas, um ihre Energie, ihre Aggression herauszulassen“, sagt Hoffmann. Der Fitnessbereich ist deswegen Kern des „Frei Raum“: eine Klimmzug-stange, ein Multifunktions-Trainingsturm, und bald sollen auch Boxbälle dazukommen. „Alles zum Training mit Körpereigengewicht“, erklärt Rainer Herberg.

Natürlich ist das hauptsächlich etwas für die Jungs. „Aber die Mädchen werden auch ihren Spaß in dem Raum haben“, ist sich Abiturientin und CVJM-Praktikantin Annika Vos sicher. „Und wer hier mitwirkt, der kommt sowieso meist recht stolz und strahlend aus dem Haus.“

Leser stimmen ab

In der Reihe „Menschen machen’s möglich“ stellen wir insgesamt zehn Projekte vor, in denen sich Mülheimer ehrenamtlich engagieren. WAZ-Leser stimmen am Ende darüber ab, welche Projekte ausgezeichnet werden.

Drei Projekte werden mit jeweils 1000 Euro unterstützt. Gestiftet von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerkgesellschaft (RWW). Die Preisverleihung soll am 2. September im Rahmen des Sommerfestes stattfinden.