Die Stadt verfolgt einen neuen Integrationsansatz: Alle Flüchtlinge kommen direkt an der Mintarder Straße an und werden sofort gezielt begleitet.
- Art Erstaufnahmezentrum in Saarn und gezielte Begleitung
- Absprache mit Arnsberg über wöchentliche Zuweisungen
- Unterkünfte an Blötter Weg, Klöttschen und Oberheidstraße kurz vor dem Abschluss
Mülheim. Nachdem es die vergangenen sechs Monate keine Zuweisungen gegeben hat, wird die Stadt nun wieder in die Verteilung einbezogen. Die ersten Flüchtlinge sind mittlerweile neu in Mülheim eingetroffen. Allerdings kann die Verwaltung in Zukunft besser reagieren. Was zum einen an den neuen Unterkünften am Blötter Weg, am Klöttschen und an der Oberheidstraße liegt, die kurz vor ihrer Fertigstellung stehen und insgesamt 603 zusätzliche Plätze bieten. Vor allem aber wegen einer Absprache, die die Verwaltung mit der Bezirksregierung Arnsberg getroffen hat und die eine festgelegte Zuweisungszahl vorsieht. „Wir haben ausmachen können, dass wir wöchentlich 40 Menschen zugewiesen bekommen“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst.
Durch die festgelegte Zahl weiß die Verwaltung, womit sie Woche zu Woche zu rechnen hat und ist nicht mehr gezwungen, spontan zu reagieren. Allerdings ist die Flüchtlingssituation nach wie vor nicht einzuschätzen. Wie entwickelt sich die Situation in der Türkei? Was passiert auf den Mittelmeerrouten? Fragen wie diese machen die Gesamtlage weiterhin undurchschaubar. „Wir sind aber auf der sicheren Seite“, sagt der Sozialdezernent. Nachdem der Aspekt der Unterbringung weitgehend geklärt ist, kümmert sich die Stadt jetzt um die Frage, wie die Integration der Menschen weiter verbessert werden kann.
Menschen kommen in Saarn an
Und die Antwort soll folgendermaßen aussehen: das Flüchtlingsdorf in Saarn wird zu einer Art Erstaufnahmezentrum, in dem sämtliche relevanten Punkte direkt und nacheinander bearbeitet werden. Von der Aufnahme der Flüchtlinge bis zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt.
Die Menschen werden demnach nicht zuerst zum Sozialamt an der Ruhrstraße, sondern direkt an die Mintarder Straße gebracht. Dort durchlaufen sie die üblichen Verwaltungsstationen. Danach verschaffen sich Mitarbeiter einen Überblick, zum Beispiel darüber, was die Menschen ganz individuell benötigen. Sind die Kinder schulpflichtig, benötigt die Einzelperson einen Arzt? Auf diese Weise wisse man auch, wem der Weg auf den Arbeitsmarkt geebnet werden kann, so Ernst. Integrationsfachkräfte sollen sich anschließend mit den individuellen Kompetenzen beschäftigen. All diese Schritte sollen zum Ziel „der nachhaltigen Integration“ führen. Die Stadt ist derzeit dabei, die nötigen Infrastrukturen zu schaffen, zum Beispiel Büros einzurichten. Auch ein Kostenplan werde erstellt. Details sollen bald folgen. Gerade hinsichtlich der Hilfe auf dem Arbeitsmarkt ähnelt das Mülheimer Modell den „Integration Points“, mit denen die Bundesagentur für Arbeit seit vergangenem Jahr Flüchtlingen auf dem Arbeitsmarkt hilft. Allerdings, so Ulrich Ernst, gehe man an der Mintarder Straße einen Schritt weiter, indem man sämtliche Lebensbereiche abdecke.
Deshalb habe man sich nicht dem „Integration Point“-Programm der Arbeitsagentur angeschlossen, sagt der Sozialdezernent. Gleichwohl seien sich alle im Klaren, dass es ohne Kooperation nicht gehe. Arbeitsagenturchef Jürgen Koch lobt das Programm und verspricht, „Gewehr bei Fuß stehen“, sobald das Konzept fertig sei. Allerdings ist er der Meinung, dass die Stadt Zeit verschenkt habe. Mit einem Integration Point hätte man zumindest einigen Menschen, die bereits seit einem Jahr in Mülheim leben, helfen können, so Kochs Meinung. Damit aber hätte man womöglich die Chance vergeben, ein langfristige Lösung zu finden, die über Jahre Bestand habe, sagt Sozialdezernent Ernst.