Mülheim. . Die Evangelische Gemeinde organisiert das Ehrenamt in Menden und Holthausen. Kern sind die neun Arbeitsgruppen. Hier wird gelernt, gespielt, informiert
Die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe leidet oft unter chaotischer Organisation und mangelhafter Koordination. Viele Leute wollen helfen - aber wissen nicht: In welchem Bereich werde ich gebraucht? Die Flüchtlingshilfe vom Netzwerk der Vereinten Ev. Kirchengemeinde (VEK) ist hier ein Gegenbeispiel.
Mit der Leitung durch eine Hauptamtliche, Diakonin Iris Schmitt, und durch die Organisation der Ehrenamtler in neun Arbeitsgruppen wird das Engagement in den Unterkünften Kuhlendahl (Holthausen) und an der Hahnenfähre (Menden) professionell strukturiert. „In den AGs können sich die Ehrenamtlichen auf eine Arbeit konzentrieren und ihre Fähigkeiten bündeln“, sagt Schmitt.
Da gibt es zum Beispiel die AG Alltagshilfe, in der sich Dr. Richard Goebel engagiert. Für Goebel war es als Arzt im Ruhestand klar, sich medizinisch zu engagieren. „Die Menschen kommen mit sehr vielen gesundheitlichen Problemen“, sagt Goebel. Der Bedarf, über diese zu reden sei so groß gewesen, dass Goebels Alltags-AG prompt eine regelmäßige Arztsprechstunde eingerichtet hat.
Infobroschüre ist gefragt
„So ein Freiraum in der Gestaltung ist wichtig“, sagt Koordinatorin Iris Schmitt. Die Struktur der AGs ist vorgegeben, aber gestalten können sie die Ehrenamtlichen ganz autark. Nur die Absprache unter den Gruppen ist essenziell - in Menden steht für die Aktivitäten nur ein Gruppenraum zur Verfügung. „Wir machen aber auch mal Unterricht draußen“, erzählt Sabine Weber von der AG Sprachförderung.
Als ehemalige Schulleiterin einer Grundschule ist der Sprachunterricht bei ihr in kompetenten Händen, gleichwohl die Spiele-AG für die Kinder, die von zwei ausgebildeten Erziehern geleitet wird. Auch gibt es AGs, die Freizeitgestaltungen für Erwachsenen anbieten oder helfen, einen Internetzugang einzurichten. Das Netzwerk deckt alle Bereiche der Flüchtlingshilfe ab - und hat in einem Bereich sogar Pionierarbeit geleistet: die AG Erstinformation hat eine umfangreiche Informationsmappe mit wichtigen Adressen und Verfahrensweisen in Mülheim entwickelt, in vier Sprachen - Französisch, Englisch, Deutsch und Arabisch.
Die Stadt hat laut Koordinatorin Iris Schmitt Interesse gemeldet, die Mappe auch in anderen Einrichtungen zu verteilen. In den Unterkünften in Holthausen und Menden bekommen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten außerdem eine „Willkommenstasche“, die von einer AG mit Erstausstattung wie konservierten Lebensmitteln oder Hygiene-Artikeln gefüllt wird. Während in Menden vielleicht mal Kindermüsli in der Willkommenstasche steckt, ist es in Holthausen eher Rasierschaum. Denn während sich die rund 60-köpfige Gemeinschaft an der Hahnenfähre vor allem aus syrischen Familien zusammensetzt, sind es am Kuhlendahl rund 86 Menschen aus elf Nationen, darunter größtenteils junge Männer ohne ihre Familien.
Das verlangt natürlich nach unterschiedlichen Ansätzen: In Menden hat die Spiele-AG für Kinder alle Hände voll zu tun, in Holthausen organisiert das Netzwerk Patenschaften für alleinstehende Flüchtlinge. „Die Dankbarkeit“, merkt Iris Schmitt an, „ist aber in beiden Einrichtungen die gleiche – und sie ist überwältigend.“
Leser stimmen ab
In der Reihe „Menschen machen’s möglich“ stellen wir insgesamt zehn Projekte vor, in denen sich Mülheimer ehrenamtlich engagieren. WAZ-Leser stimmen am Ende darüber ab, welche Projekte ausgezeichnet werden.
Drei Projekte werden mit jeweils 1000 Euro unterstützt. Gestiftet von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerkgesellschaft (RWW). Die Preisverleihung soll am 2. September im Rahmen des Sommerfestes stattfinden.