Saarn. .

Das Saarner Haus Kinderlust hat etwas, das nur wenige Kitas haben: Gleich drei Männer zählen zum pädagogischen Personal der zweigruppigen Einrichtung an der Otto-Pankok-Straße.

Pionier war der heutige Einrichtungsleiter Chrischan Müller (40), der 2002 in die Einrichtung kam. Seit August vergangenen Jahres verstärken Marcel Schultz als Erzieher im Anerkennungsjahr und seit März dieses Jahres auch Erzieher Christian Buchloh als Elternzeitvertretung das Team der evangelischen Kita.

Kinder aus Ein-Eltern-Familien

„Damit sind wir sicherlich Vorreiter in der ganzen Region, drei Männer in einer Einrichtung sind ja eine Seltenheit“, sagt Chrischan Müller. In seinen Augen ist das nun ausgewogene Geschlechterverhältnis im Saarner Kita-Team ein Pluspunkt für seine kleinen Schützlinge: „Immer mehr Kinder erleben fast ausschließlich weibliche Erzieher, immer mehr wachsen in Ein-Eltern-Familien auf und meist übernehmen da die Mütter die Erziehungsarbeit. Dabei ist es ja wichtig, dass die Kinder auch männliche Bezugspersonen haben.“ Und als solche war Chrischan Müller bei seinem Berufseinstieg ein Exot, ein unter den Kindern sehr begehrter allerdings. „Da wurde ich gleich ziemlich belagert“, erinnert er sich. Und die Bedürfnisse der Kinder entsprechen damals wie heute klassischen Kategorien: „Die Jungs freuen sich, wenn jemand mit ihnen tobt oder einen Kran baut und die Mädchen sehen auch oft eine Vaterfigur in mir.“ Für die Jungen und Mädchen im Haus Kinderlust ist der männliche Personalzuwachs inzwischen Alltag und damit völlig unspektakulär. Auch die Rollen im pädagogischen Team entsprechen nicht den gängigen Klischees. „Die Kinder dürfen gerne erleben, dass es ebenso starke Frauen wie sensible Männer gibt“, so Chrischan Müller. Und die Männer interessieren sich vermehrt für den Beruf, in dem es um frühkindliche Bildung ebenso geht wie um Sprachförderung oder Bewegungsangebote, hat der Einrichtungsleiter festgestellt. Müller berichtet: „Ich bekomme immer mehr Anfragen von männlichen Praktikanten.“

Marcel Schultz und Christian Buchloh, die jetzt auch im Haus Kinderlust arbeiten, hatten beide zuvor auch schon Praktika dort absolviert. „Dass damals schon ein Mann im Team tätig war, hat mir den Einstieg leichter gemacht“, sagt Marcel Schultz über seine erste Zeit in der Broich-Saarner Gemeinde-Kita. Sein heutiger Chef Chrischan Müller erinnert sich noch daran, dass seine Berufswahl im Bekanntenkreis nicht immer auf Anhieb akzeptiert war. „Warum nicht wenigstens Lehrer“, fragten manche. Hinter dieser Skepsis, schätzen Müller und seine Kollegen, stand auch die Vorstellung: „Mit Kindern spielen ist doch keine Arbeit.“ In der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn, die Träger der Einrichtung ist, sieht man das anders.

Andere Kitas wollen auch Männer

Das pädagogische Männer-Team bekommt viel positives Feedback. Auch von Kolleginnen aus anderen Kitas hört Chrischan Müller, dass die Erzieherinnen sich über Männer im Team sehr freuen würden. „Für einige ist es ein echtes Alleinstellungsmerkmal unserer Einrichtung“, sagt Chrischan Müller. Dabei glaubt der Erzieher, dass er nicht so viel anders macht als seine weiblichen Kollegen. Bei der letzten Teambesprechung im Haus Kinderlust war man entgegen aller Gewohnheit allerdings schon eine Stunde vor der Zeit fertig. „Ob das jetzt an den Männern im Team liegt…“, schmunzelt der Chef.