Mülheim. . Am 1. August beginnt das neue Lehrjahr. Der regionale Konsens warb jetzt im Bestattungshaus aus dem Siepen für die betriebliche Ausbildung

  • Arbeitgeber sollten menschliche Fähigkeiten würdigen
  • Die wenigsten kennen das gesamte Spektrum an Berufen
  • Viele junge Leute wollen zunächst studieren

Knapp zwei Wochen vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. August sind in Mülheim noch knapp 500 Lehrstellen unbesetzt. Der regionale Konsens warb im Rahmen seiner Ausbildungstour für die gewerbliche Ausbildung.

Gastgeber war das Bestattungsunternehmen aus dem Siepen an der Broicher Mitte, das am 1. August selbst vier neue Lehrlinge einstellen wird. „Es ist unser Anspruch, gute Angestellte in die Branche zu bringen, selbst wenn sie nach der Ausbildung in ein anderes Unternehmen wechseln sollten“, erklärt Sandra Huber, Leiterin der Unternehmenskommunikation.

Die aktuelle Auszubildende Elisa Zöllner wollte ursprünglich zunächst studieren. „Es war mir nach 13 Jahren Schule aber dann doch zu viel Theorie. Ich habe festgestellt, dass ich etwas Praktisches machen möchte, ich wollte arbeiten gehen“, erzählt die 20-Jährige. Eher durch einen Zufall hat sie den Berufs der Bestattungsfachkraft kennen und schließlich schätzen gelernt. „Es war die richtige Entscheidung“, resümiert sie.

Appell an die Arbeitgeber

Damit ist die Mülheimerin ein ziemlich gutes Beispiel. „Es zeigt, dass es auch in einem Beruf funktionieren kann, der nicht ganz oben in der Bekanntheitsskala steht“, sagt Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Agentur für Arbeit Mülheim/Oberhausen.

Denn nur die wenigsten kennen das gesamte Spektrum an Ausbildungsberufen. „Die Vielfalt ist viel größer, als man denkt. Es gibt jede Menge kleine Spartenberufe“, sagt auch Dieter Hillebrand, DGB-Geschäftsführer des Bezirks Mülheim/Essen/Oberhausen.

Jutta Kruft-Lohrengel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Essen ergänzt: „Es lohnt sich, als junger Mensch auch mal links und rechts zu schauen und sich zu orientieren.“

Aber auch an die Arbeitgeber gibt es einen Appell: „Wir sollten weggehen von den Schulnoten und hin zu den menschlichen Fähigkeiten“, findet Jürgen Koch. Ein Beispiel, wie das funktioniert, liefert erneut Elisa Zöllner. „Ihre Unterlagen waren eigentlich eine Katastrophe“, lacht Kathrin Lindemann, die Leiterin des Ausbildungsprogramms im Hause aus dem Siepen. „Aber sie hat als Person einfach überzeugt.“

„Könige auf dem Arbeitsmarkt“

Und was spricht generell für eine Ausbildung? „Eine gute betriebliche Ausbildung ist die beste Investition in die Zukunft“, findet IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel. Ähnlich sieht das auch Barbara Yeboah, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft: „Die Anzahl der Bewerber wird immer kleiner, weil immer mehr Leute zu den Universitäten strömen. Aber Auszubildende werden durch ihre Lehre Fachkräfte und sind später die Könige auf dem Arbeitsmarkt.“

Die Konsens-Partner hoffen, dass durch ihre Aktion noch möglichst vielen Jugendlichen geholfen werden kann, einen Ausbildungsplatz zu finden. Etwas Zeit bleibt noch, manche Ausbildungen beginnen erst am 1. September.

Hintergrund

Den Ausbildungskonsens gibt es seit 1996. Dazu gehören die Arbeitsagenturen, Jobcenter, der DGB, die Kreishandwerkerschaften sowie die Industrie- und Handelskammer.

Die Partner werben dafür, dass genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen und dass sich junge Menschen mit der Berufsvielfalt beschäftigen.