Mülheim. . Im Zusammenschluss mit anderen Ruhrgebietsstädten will Mülheim die Digitalisierung der Wirtschaft vorantreiben. Land fördert Projektidee.

Anfangs wollten viele Städte ihr eigenes Ding machen, am Ende erhielten sie in einem Kooperationsprojekt den Zuschlag vom NRW-Wirtschaftsministerium: Bochum, Dortmund, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen und Mülheim erhalten 1,5 Millionen Euro für den Aufbau eines Zentrums der Digitalen Wirtschaft. Ziel ist es, die Region mit gebündelten Kräften „zu einem Top-Standort für digitale und wissensbasierte Gründungen mit überregionaler Ausstrahlung aufzubauen“, so Oberbürgermeister Ulrich Scholten.

Das Ruhrgebiet, für das auch die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr mit im Boot sitzt, hat gestern neben Aachen, Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster den Zuschlag vom Land erhalten, jenes Zentrum aus der Taufe zu heben. 1,5 Millionen Euro Fördermittel, verteilt auf drei Jahre, steuert das Land bei. Die Ruhrgebietsbewerbung sieht ihre Zentrale im Essener Kompetenzzentrum für Kommunikation und Informationstechnologie (ComIn). In umliegenden Städten sollen derweil sogenannte Camps aufgebaut werden, in dem etwa Mülheim alles zu bündeln versuchen will, was die hiesige Wirtschaftslandschaft hergibt und als Potenzial verspricht.

Das „Camp“, so Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, sei dabei nicht als ein zentraler Mülheimer Ort zu verstehen. Zum Camp zählten jetzt schon das Haus der Wirtschaft mit seiner Existenzgründerförderung, die Hochschule Ruhr-West und die Games Factory an der Kreuzstraße.

Weiteren Institutionen und Unternehmen steht die Tür offen. „Wir sind noch in der Akquisition für unser Camp“, sagt Schnitzmeier. Bis Ende des Jahres sollen „Gespräche mit zahlreichen Unternehmen“ zu einem guten Ende gebracht sein. Klar: Die Hochschule soll beim Projekt namens „Ruhr-Hub“ neben dem Startercenter im Haus der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen. Hier existiert bereits eine Stiftungsprofessur für Entrepreneurship und hat jüngst der Ideenwettbewerb „HRW-Starters“ stattgefunden. 2017 beginnt dort ein e-Commerce-Studiengang. Hiervon verspricht sich Schnitzmeier Unterstützung bei dem Ziel, eine besondere Duftmarke zu setzen: „Wir wollen mit den großen Handelsketten in der Rhein-Ruhr-Region Gründungen im Bereich e-Commerce und e-Businness besonders stark unterstützen.“

Naheliegend, von Schnitzmeier aber nicht bestätigt, wäre eine Beteiligung von Tengelmann. Das Unternehmen ist länger schon erfolgreich dabei, junge Startups im e-Commerce für Wachstum zu rüsten. Zalando, Babymarkt oder auch das mittlerweile in 14 Ländern aktive Portal Delivery Hero (Lieferheld), ein Bringdienst für Essen, zählen zu den bekannten Marken, an denen die Tengelmann Ventures GmbH beteiligt ist, um den Aufbau zu unterstützen. Auch Zenit und das Max-Planck-Institut dürften wohl zu jenen hochrangigen Kandidaten zählen, die die Wirtschaftsförderung als Partner im Auge hat, um ein zukunftsweisendes „Drehkreuz für digitale Gründungen“ auch in Mülheim zu etablieren. Digitale Vertriebs-, Produktions- und Geschäftsprozesse – darum soll es bei der Gründerförderung gehen.

Der „Ruhr:Hub“ solle Existenzgründungen in ihrer Aufbau- und Wachstumsphase eine tragfähige Infra- und Finanzierungsstruktur bieten, hieß es gestern von der Wirtschaftsförderung. Neben Beratung und speziellen Förderprogrammen sei unter anderem geplant, ein hochkarätiges Mentoren-Netzwerk aufzubauen, um jungen digitalen Gründern die Türen zu etablierten Unternehmen zu öffnen. Das Projekt will aber auch Plattform sein für die Digitalisierung der Industrie und des Mittelstandes in der Region.