Ein Alkoholverbot auf allen öffentlichen Flächen in der Stadt – in Herne soll diese strikte Regel bald greifen und durchgesetzt werden. „In Mülheim gibt es keine aggressive Alkoholiker-Szene“, heißt es dazu aus dem Ordnungsamt. Folglich sei ein flächendeckendes Vorgehen wie in Herne nicht erforderlich.

„Die gesetzlichen Vorgaben bieten uns genug Eingriffsmöglichkeiten“, sagt Kerstin Kunadt, Abteilungsleiterin im Ordnungsamt. Ulrich Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerks, kontert: „Ich spreche mich klar für ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum aus.“

Gerade in den Frühlings- und Sommermonaten sind an den stets selben Plätzen Gruppen von Menschen zu beobachten, die vermuten lassen, dass zahlreiche Alkoholkranke zu ihnen gehören. Sie sitzen in der Nische am Brunnen auf dem Kurt-Schumacher-Platz oder in der Grünanlage an der Kardinal-Graf-Galen-Straße in Eppinghofen. Dort hatten sich unlängst Anwohner beschwert, die Umgebung einer Bank sei nicht mehr zu betreten wegen herumliegender Flaschen, Korken, wegen Uringeruchs. Die Bank wurde inzwischen abgebaut; die Gruppe hat sich in der Nähe eine neue Bleibe gesucht.

„Diese Menschen gehören zum Bild unserer Gesellschaft. So lange sie nicht mit Flaschen werfen und Menschen aggressiv angehen, gibt es für uns keine Handhabe, sie zu vertreiben“, erklärt Kerstin Kunadt. „Wir haben fast täglich Beschwerden über Alkoholisierte oder Ruhestörungen. Und wir prüfen jeden Fall“, verspricht sie. „Wir können auch Platzverweise aussprechen und Strafen verordnen.“ Bisher seien die Ordnungshüter aber gut damit gefahren, mit den Menschen zu sprechen.

CDU forderte „mehr Durchgreifen“

„Erst wenn das nicht hilft, können wir härtere Regeln innerhalb des gesetzlichen Rahmens anwenden“, hatte Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes vor einigen Wochen im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung erklärt. Dort hatten die Christdemokraten Beschwerden von Anwohner der Ruhrpromenade zur Diskussion gestellt – und „mehr Durchgreifen“ gefordert.

„Dass es im öffentlichen Raum in zunehmendem Maße exzessiven Alkoholgenuss gibt, ist der Gesellschaft nicht dienlich, einer gedeihlichen Stadtentwicklung nicht zuträglich.“ Ulrich Schreyer nimmt bei dem Thema kein Blatt vor den Mund. Man wolle „zum Schutz der Allgemeinheit ja auch keinen Drogenkonsum in der Öffentlichkeit“.

Immer häufiger erfahre er, dass Menschen Teile der Innenstadt bewusst meiden, weil sie sich unwohl dort fühlen. Es könne doch nicht sein, dass Frauen mit Kinderwagen oder Schulkinder Umwege gehen müssten, nur um den „sozial auffälligen Menschen“ nicht begegnen zu müssen. „Die Gesellschaft darf eine solche Entwicklung nicht widerspruchslos hinnehmen“, findet Schreyer. Zur Tafel des Diakoniewerkes komme im Übrigen auch niemand mit Bierflasche in der Hand. Alkohol in der Öffentlichkeit müsse tabu sein – doch klar sei auch: „Es ist ein Krankheit, die man behandeln muss. Man muss den Betroffenen Hilfsangebote machen und Treffpunkte einrichten.“