Die Sonnenenergie macht die Prims zu Kleinunternehmern. Sie setzen in ihrem 100 Jahre alten Haus auf alternative Energie.
Blink-blink – über dem 100 Jahre alten Haus in Broich blitzt ein Stück saubere Zukunft: Zehn Photovoltaikmodule – sechs oben, vier darunter – „asymmetrisch, aber so sind sie effektiver”, weiß Klaus Prim. Sieht trotzdem gut aus – Öko macht schöner. Einen Nachteil hat die Sache allerdings, verrät der kaufmännische Angestellte, „die Katze darf nicht mehr aufs Dach”.
Etwa 15 000 Euro investierten die Prims in die Anlage. Tutto completti. Es wäre auch günstiger gegangen, meint der Hausherr, nur wären die Scheiben dann nicht so effektiv. An einem Tag schaute sich das beauftragte Unternehmen das Dach an, an einem anderen kamen sie morgens an: Sonnenkollektoren angebracht, Kabel verlegt (dazu musste eine Wand aufgestemmt werden), Zähler und Wandler installiert – fertig. „Als ich von der Arbeit kam, waren sie schon weg”, meint der Kaufmann und ist von der schnellen sauberen Arbeit begeistert – so einfach, wie den Stromanbieter zu wechseln.
Ihr kleiner Anbau, ein ehemaliger Stall, ist mit Küche und Bad ausgestattet. Eine Wärmepumpe für warmes Wasser und Heizung passte einfach nicht mehr rein, sonst hätten die Prims die Solarenergie direkt für sich selbst genutzt. So aber haben sie sich zwei Stromzähler installieren lassen: Der eine rechnet – ganz normal – den genutzten Strom ab. Der andere zählt den produzierten Öko-Strom und führt uns schnurgerade in den Keller zum Wandler.
Dong-dong! Auf Heike Prims Klopfzeichen gegen das Metallgehäuse springt die Anzeige des Wandlers an und lässt sie gleich ein paar Zentimeter größer werden: „12,61 Kilowattstunden Solarstrom haben die Kollektoren heute schon erarbeitet”, teilt sie stolz mit. 820 sind es, seitdem die Anlage Ende Juni ans RWE-Netz ging. Genauer gesagt: seit 1049 Stunden Betriebszeit. „Bei Bewölkung gibt es natürlich weniger Strom”, so Klaus Prim, und als es kürzlich stark gewitterte, schaltete sich der Wandler ab: „Wir dachten erst, er wäre kaputt gegangen, aber nach dem Sturm sprang er ganz normal wieder an.” Und zählte und zählte.
Die Sonne stellt keine Rechnung aus, wohl aber die Prims: 43,01 Cent pro Kilowattstunde (kWh) kostet RWE der Ökostrom, den der Energie-Konzern abnehmen muss, egal, wieviel ihnen geliefert wird. „Schuld” daran, ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das aus dem Strom-Einspeisungsgesetz von 1991 hervorging und u.a. die Vergütung regelt. Für 23 Cent/kWh kaufen die Prims dagegen ihren Strom ein, die Differenz wandert in die Haushaltskasse. Das verschiebt das Gewicht im Energiemix des örtlichen Stromriesen ein Stück in Richtung alternative Energien. Und macht umweltfreundliche Kleinunternehmer aus „ganz normalen” Mülheimern, die so gar nicht als typische „Ökofuzzis” durchgehen. „Moment, wir machen das schon, um die Umwelt zu erhalten”, korrigiert Heike Prim, die 20 Jahre als Erzieherin in Mülheim gearbeitet hat, „und wir hätten es auch gemacht, wenn die Angelegenheit nicht lukrativ wäre.”
Es ist eher die neue Rolle der Unternehmerin, an die sie sich gewöhnen muss. Denn zum einen muss jeder ein Gewerbe anmelden, der Strom verkauft, zum anderen sind für 20 Jahre beide Parteien vertraglich an den Festpreis gebunden. Wenn der Strompreis steigt, sinkt der Gewinn. „Man muss es aus Überzeugung machen”, meinen die Prims, so wie sie auch den alten Heizkessel erneuerten, obwohl der es noch tat.
„Wir hätten uns von dem Geld auch ein neues Auto kaufen können.” Haben sie aber nicht, sondern investierten in saubere Zukunft, „und trotzdem”, meint der Kaufmann, „wir sind ganz normale Leute”. Leute, die sich jetzt vielleicht ein wenig mehr als früher über Sonne freuen.