Mülheim. Doch der Verein, der die Beratungs-Hotline für Kinder seit 16 Jahren finanziert, löst sich auf. Aus dem Telefonangebot soll jetzt ein Chat werden.

Einen Scheck über 20 000 Euro überreichte der Verein „Wir für die Mülheimer Kinder“ am Donnerstag der Awo, zur Finanzierung des bewährten Kinderhilfe-Projektes Elefon. Dankbar wurde die Spende entgegen genommen, doch auch Besorgnis war zu spüren. Denn der Verein hat kürzlich seine Auflösung beschlossen, der tragende Sponsor verabschiedet sich, und schon für 2016 müssen nun neue Unterstützer geworben werden.

„Andernfalls“, erklärt Barbara Kusch, Leiterin der Awo-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft und Sexualität, „können wir das Elefon nicht weiterführen.“ Dies gelte nicht nur für die Telefon-Hotline, sondern auch für die Präventionsworkshops an Grundschulen zum Thema sexuelle Übergriffe. Im vergangenen Jahr, so die Bilanz der Awo, wurden mit diesen Angeboten rund 2500 Kinder erreicht, sowie etwa 600 Eltern und Lehrkräfte. In 22 Fällen seien aus den Projekten „konkrete Hilfen bei sexualisierter Gewalt“ erwachsen.

Da die jüngste Spende diese Aktivitäten refinanziert, sprich: der Awo ihre 2015 entstandenen Aufwendungen rückwirkend erstattet werden, stehen aktuell keine Gelder verlässlich zur Verfügung. „Aus Eigenmitteln ist das nicht möglich“, erklärt Barbara Kusch. Folge: Die Schulen müssen die Workshops selber zahlen, „aber nicht jede kann sich das leisten“.

Die als Elefon bekannte Hotline für hilfesuchende Kinder war bislang stundenweise pro Woche mit pädagogischen Fachkräften besetzt. Momentan hebt niemand ab. Im Jahr 2000 wurde das Telefon gemeinsam mit „Wir für die Mülheimer Kinder“ ins Leben gerufen, um, wie Vereinsvorsitzende Gaby Beyer erklärt, „gegen Missbrauch und Misshandlung anzugehen“.

Prävention sei ihr auch weiterhin wichtig, aber sie habe zu wenige Mitstreiter, „die ganze Arbeit bleibt an zwei, drei Leuten hängen“. Lediglich fünf aktive Mitglieder bilden den Verein, der sich zum Jahresende auflösen wird, auch, um Kosten zu sparen. „Spenden“, verspricht Gaby Beyer, „werde ich weiterhin sammeln. Es darf nicht passieren, dass es das Elefon und die Schulprojekte nicht mehr gibt.“

Wenn die Leitung wieder läuft, wird sie eine andere sein: ein Elechat. Das Awo-Team registriert, dass Telefonate nicht mehr der Weg sind, den Kinder in Notsituationen wählen. Etwa 190 Anrufe erreichten die Hotline in 2015, die wenigsten waren ernst gemeint. Daher wurde ein Konzept entwickelt, um einen anonymen Weg zu finden, der zum Alltag der heutigen Jugend passt. Eine Chatplattform wurde entwickelt, die etwa zwei Mal drei Stunden pro Woche mit Fachkräften besetzt ist und ansonsten über einen elektronischen Briefkasten verfügt. Völlige Anonymität soll garantiert sein, starten kann die Chatberatung aber erst, wenn Sponsoren einsteigen. Die jährlichen Kosten schätzt Barbara Kusch auf 11 000 bis 13 000 Euro.