Das Entsetzen über den Brexit ist einhellig, ob man mit dem Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins in Darlington, Tom Nutt, oder mit Mülheimern spricht, denen die seit 1953 gewachsene Städtepartnerschaft mit dem Pendant im Vereinigten Königreich am Herzen liegt.
In der nordenglischen Partnerstadt war die Zustimmung zum Brexit noch deutlicher als im Landesdurchschnitt. Stimmten auf der nationalen Ebene 51,9 Prozent für den Brexit, so waren es in Darlington sogar 56,2 Prozent. Entsprechend geringer, 43,8 statt 48,1 Prozent, fiel der Anteil der Befürworter einer britischen EU-Mitgliedschaft aus. Insgesamt rund 55 000 Darlingtoner beteiligten sich am Referendum, wobei das Brexit-Lager einen Stimmenvorsprung von rund 6000 Stimmen einfuhr. Auch der Anführer der Brexit-Befürworter, Boris Johnson (siehe Foto unten) hatte in Darlington für einen EU-Austritt geworben. „Ich kann nur hoffen, dass Leute wie Boris Johnson oder Nigel Farrage von der rechten UKIP-Party nicht den zukünftigen politischen Kurs bestimmen werden“, sagt eine Waliserin, die seit 1965 in Mülheim lebt. Und Tom Nutt stellt fest: „Ich bin angesichts des Resultats entsetzt. Ich habe viele Jahre für bessere Beziehungen zu Deutschland, Frankreich, Polen und Italien gearbeitet. Und ich kann nur hoffen, dass unsere Freunde unsere Freunde bleiben werden. Ich glaube, das Ergebnis war keine Abstimmung gegen Europa, sondern gegen die Politik der britischen Regierung, von der sich vor allem viele Arbeitnehmer sozial abgehängt fühlen.“ Nutt fürchtet, dass sich Schottland und Nordirland jetzt von England abwenden und eine eigenständige Mitgliedschaft in der EU anstreben könnten.
Der Vorsitzende des Mülheimer Städtepartnerschaftsvereins, Gerhard Ribbrock, geht derweil davon aus, „dass der Brexit vielleicht Auswirkungen auf den Wechselkurs zwischen Euro und Pfund haben wird“. Er sieht aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Städtepartnerschaft mit Darlington: „Der Brexit ist höhere Politik. Damit haben wir nichts zu tun. Für uns steht auch bei unserer nächsten Bürgerfahrt nach Darlington, im Juni 2017, die Begegnung der Menschen im Vordergrund“, sagt Ribbrock.
Doch sein für Darlington zuständiger Stellvertreter Manfred Krister warnt vor negativen Auswirkungen des Brexits. Er fürchtet, dass es künftig deutlich weniger Gelder für Schüler- und Studenten-Begegnungen mit Großbritannien gibt.