Eppinghofen. .
Dass ein Paar der hoch geschützten Mauersegler überleben konnte – und nun hoffentlich auch den mutmaßlichen Vogelnachwuchs im Nest weiter betreuen kann – ist einer aufmerksamen jungen Frau zu verdanken.
Die 35-Jährige wohnt zur Miete in einem Altbau im Dichterviertel. Beim Aufhängen der Wäsche auf dem Dachboden dachte sie zuerst an eine Fledermaus, als ein Tierchen flatternd zu Boden fiel. Es war jedoch ein Vogel, der sich völlig apathisch und wehrlos aufheben ließ. Die Tierfreundin nahm den Vogel mit in ihre Wohnung, wo sie gleich erkannte, dass es sich nicht um ein Küken, sondern um ein ausgewachsenes Tier handelte. Sogleich ging sie zurück auf den Dachboden und entdeckte dort tatsächlich auch den Partnervogel in einem ebenso erbärmlichen Zustand.
Hilfe suchte – und fand – die Mülheimerin im Internet beim sozialen Netzwerk Facebook auf der Seite „Mülheimer Tierfreunde“, wo sie ein Bild der Findlinge postete. „Ich kannte die Vogelart vorher ja gar nicht“, berichtet die 35-Jährige. Im Netzwerk bekam sie zunächst den Hinweis auf die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler. Der Frankfurter Verein vermittelte schließlich weiter an Inge Püschel, die kurz darauf die beiden Vögel in Winkhausen in Empfang nehmen konnte. Sie lobt das Vorgehen der jungen Frau ausdrücklich: „Sie hat alles richtig gemacht.“ Die Mülheimer Biologin Püschel kümmert sich in der Brutsaison um Mauersegler, die aus dem Nest gefallen sind.
Ohne das Engagement der jungen Mülheimerin wäre das Altvogelpaar sicher in zwei, drei Tagen vor Schwäche eingegangen, schätzt Inge Püschel. Und der mögliche Nachwuchs gleich mit, weil der ja nicht versorgt worden wäre. So aber konnte Inge Püschel die beiden Vögel, die schon starkes Untergewicht hatten, aufpäppeln und zwei Tag später wieder in die Freiheit entlassen.
Mauersegler, erklärt sie, können bis zu 20 Jahre alt werden und brauchen ihre Nistplätze als Höhlenbrüter in einer gewissen Höhe. Sie sind extrem standorttreu. Das heißt, auch das jetzt gerettete Zugvogel-Paar wird jedes Jahr im Frühling aus Afrika zurück unter das Dach im Haus in Eppinghofen kommen, um dort zu brüten.
Inge Püschel kann sich auch denken, warum die Altvögel auf dem Dachboden gelandet sind: „Wenn es so heiß ist wie zuletzt an manchen Tagen, ziehen sich die Vögel weiter unter das Dach zurück, fallen dann schon mal durch Ritzen und Spalten. Aber den Weg zurück finden sie nicht mehr von allein.“ Die Biologin appelliert vor allem an die Bewohner älterer Häuser mit mehreren Stockwerken, in denen Mauersegler brüten könnten, öfter mal aufmerksam auf dem Dachboden nachzusehen, ob sich nicht ein Vogel – meist wird es der Nachwuchs sein – dorthin verirrt hat.
Die Vogelretterin aus dem Dichterviertel will jedenfalls regelmäßig den Dachboden inspizieren – „und den Nachbarn habe ich auch schon Bescheid gesagt.“