Mülheim. Berufsrückkehrinnen, etwa nach der Familienphase, erhalten bei der Agentur für Arbeit spezielle Beratung. Fatime Sobel (29) hat davon profitiert

Zwei kleine Kinder, ein liebevoller Ehemann und ein schönes Zuhause in Speldorf. Das Leben von Fatime Sobel scheint perfekt. Wenn da nicht diese Lücke im Lebenslauf wäre. Die 29-Jährige hat noch keine Berufsausbildung.
Als sie vor zehn Jahren mit dem Realschulabschluss von der Schule ging, wollte die junge Frau eine Ausbildung im Einzelhandel machen, bekam aber keine Arbeitserlaubnis. Die Eltern von Fatime Sobel stammen aus dem Kosovo, ihr Status war damals noch nicht geklärt. Während ihre Freundinnen ihre beruflichen Wege gingen, war in dieser Hinsicht bei Fatime Sobel Stillstand. So gründete sie zunächst eine Familie und jobbte im Einzelhandel. Die Lücke im Lebenslauf indes blieb.
„Man darf nie aufgeben“, sagt die 29-Jährige. Weil das ihre Lebenseinstellung ist, wandte sich Fatime Sobel im Herbst vergangenen Jahres an die Agentur für Arbeit und wurde von der Beraterin für den beruflichen Wiedereinsteig, Verena Dutschmann, unter die Fittiche genommen. „Wir waren die ganze Zeit in engem Kontakt, ich war nicht nur eine Nummer“, sagt die 29-Jährige rückblickend. Die Betreuung durch die Berufsberaterin hat der jungen Frau nicht nur Selbstwertgefühl zurückgegeben, sondern vor allem auch zu einem Job verholfen – mehr noch: Fatime Sobel beginnt im August bei Thyssen-Krupp eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement – in Teilzeit. „Ich arbeite bis 14 Uhr, kann mich danach um die Kinder kümmern“, sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter und eines siebenjährigen Sohnes. Die Berufsschule besucht sie genauso lange wie die übrigen Azubis.

Hoher bedarf an Teilzeit-Ausbildungen

„Der Bedarf an Teilzeit-Ausbildungen ist groß“, sagt die Beraterin für den beruflichen Wiedereinstieg, Verena Dutschmann, die ganz gezielt die stille Reserve auf dem Arbeitsmarkt aufspüren und aktivieren will. Gemeint ist, all diejenigen Mülheimer zu mobilisieren, die derzeit beschäftigungslos sind, ohne als Arbeitslose registriert zu sein.

So wie Fatime Sobel. Menschen, zumeist Frauen, die nach der Familienphase in den Beruf einstiegen, sagt Dutschmann, brächten für Arbeitgeber in der Regel vorteilhafte Eigenschaften mit: „Sie sind lebensälter, bringen Organisationstalent mit und haben die Familienplanung abgeschlossen. Die wissen, was sie wollen.“ Weil aber viele Berufsrückkehrerinnen mitunter Jahre raus waren aus dem Job, bekommen sie über Verena Dutschmann, die auch Kontakte zu Arbeitgebern knüpft, Hilfestellungen bei den ersten Schritten. Davon hat auch Fatime Sobel profitiert: „Wir haben gemeinsam meine Bewerbung formuliert und ich bin durch Coaching auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet worden.“ Für die Speldorferin war es der richtige Weg: Sie fiebert ihrem neuen Lebensabschnitt entgegen und weiß: „So werde ich auch meinen Kindern ein Vorbild sein.“

Unter dem Titel „Wir suchen Sie – Wir brauchen Sie“ veranstaltet die Agentur für Arbeit am Dienstag, 24. Mai, von 10.15 bis 13 Uhr einen Info-Tag zum beruflichen Wiedereinstieg im Medienhaus am Synagogenplatz.

Fachleute informieren dabei über Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Qualifizierungsmöglichkeiten. Zudem berichten erfolgreiche Berufsrückkehrerinnen und Unternehmen, die solche aufgenommen haben.

Für Kinderbetreuung während der Veranstaltung ist gesorgt. Das Angebot kann kostenfrei in Anspruch genommen werden.