Mülheim. . Ein Film mit und über Senioren, die in Einrichtungen der Contilia leben, entsteht in den nächsten sieben Monaten. Nun wurde in Menden gedreht.

Gedreht wird nur in eine Richtung, der Sonne wegen. Denn die soll in allen Aufnahmen aus derselben Richtung kommen. Regisseur Orlando Klaus erklärt das den Schauspielern, Brunhild Mau und Egon Verfürden, „damit Sie wissen, was gleich auf Sie zukommt“. Was kommt ist: Die zwei Über-80-Jährigen werden in einem Oldtimer auf einem Anhänger sitzen, umgeben von Technik, Kamera, Mikrofonen und die Mendener Straße rauf- und runtergefahren – doch nur bei der Runterfahrt sagen sie ihren Text auf. Eine Szene ist es von vielen, die in den nächsten sieben Monaten an 15 Drehtagen gefilmt werden. „Frau Schnipplers unglaubliche Reise ans Meer“ ist ein Film mit und auch über Senioren, die in Einrichtungen der Contilia wohnen.

Über die Ozeane

Frau Mau ist Frau Schnippler – auf der Leinwand und ein wenig im wahren Leben. Im Film träumt die Hauptfigur davon, das Meer zu sehen und macht sich dorthin auf. Auch Brunhilde Mau liebt das Meer. Mit ihrem Mann fuhr sie über die Ozeane. Jede Reise kann die 89-Jährige aufzählen, jeden Stopp ihrer dreimonatigen Weltreise, die sie von Asien über Amerika nach Europa führte. Noch heute schwärmt sie vom Blick auf das weite Meer. „Sie glauben gar nicht, was man da alles sehen kann“, sagt sie und berichtet von fliegenden Fischen, Tümmlern und wunderbaren Wellen.

Regisseur Orlando Klaus hat sie ebenfalls davon erzählt als er unter anderem ins Broicher Hildegardishaus und ins Franziskushaus im Luisental kam und mit den Senioren sprach. „Ich wollte herausfinden, welche Themen sie bewegen“, sagt er, um daraus ein Drehbuch zu verfassen. Ein Film über Sehnsüchte und Träume sei es letztlich geworden. „Das Meer ist für viele ein Sehnsuchtsort, das sie mit ihrer Kindheit und Familienerinnerungen verbinden“. In seiner „märchenhaften Geschichte“ spielen 25 Senioren mit; 16 mussten Text lernen.

Eine Drohne macht Luftaufnahmen

Egon Verfürden ist einer davon. Auch seine Leidenschaft wird auf Leinwand gebannt: alte Autos. In der gedrehten Szene mimt er einen Oldtimerfahrer, der Frau Schnippler mitnimmt. Früher hatte er einen selbst restaurierten Mercedes 190 SL, mit dem er bei Rallyes antrat. Als Filmwagen suchte er sich einen Adler Trumpf Junior Cabrio aus. Beim ersten Blick darauf fehlen Egon Verfürden fast die Worte: „Ich bin überwältigt.“ Sofort beginnt er, mit Besitzer Kurt Reschke zu fachsimpeln. Denn nachdem der Text im Kasten ist, wird der Oldtimer vom Tieflader gelassen und der 87-Jährige darf selbst durch die Felder fahren, während eine Drohne Luftaufnahmen macht. „Darauf“, sagt er, „freue ich mich am meisten.“

Eben das ist dem Contilia-Team wichtig: Der Dreh soll ein Ereignis sein. „Wir haben viele Bewohner, die noch können und die etwas erleben wollen“, sagt Katja Grün, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Die Begegnung der Generationen hebt Katja Grün zudem hervor. Und das Ergebnis dessen soll sich sehen lassen können, professionell sein. „Das war von Anfang an der Anspruch“, sagt der Regisseur, der ein 15-köpfiges Team im Rücken hat. Dennoch ist es für ihn eine Gratwanderung: die Senioren zu fordern, aber nicht zu überfordern.

Egon Verfürden schaut dem entspannt entgegen, hat er doch „Kameraerfahrung“: Zu seinem 66. Geburtstag überraschten ihn Linda de Mol und Kai Pflaume für RTL mit einem Londoner Doppeldeckerbus. Und für Brunhilde Mau ist es der zweite Drehtag. Am ersten musste sie in einen Bus einsteigen, wieder und wieder und wieder. „Es hat Spaß gemacht, aber abends bin ich schachmatt ins Bett gefallen.“ Müde, aber glücklich.

Nächstes Jahr auf Großbildleinwand

Der Film, so das Ziel der Verantwortlichen der Contilia, soll im nächsten Jahr auf der Großbildleinwand zu sehen sein. Regisseur Orlando Klaus geht von März 2017 aus. Letztlich wird der Film wohl 35 bis 40 Minuten lang sein.

Es ist nicht das erste Projekt der Contilia. Unter anderem machte das Unternehmen mit Kalender n von sich reden, für die die Senioren beispielsweise berühmte Filmszenen nachstellten.