Wie geht es der CDU-Fraktion zwei Wochen nach den spektakulären Austritten? „Hervorragend“, sagt Fraktionschef Wolfgang Michels wie aus der Pistole geschossen und meint das keineswegs ironisch. „Wir haben jetzt sicherlich eine deutlich größere Geschlossenheit nach innen wie nach außen. Das ist ein Vorteil für das Arbeiten, aber auch für das Image“, betont Michels. Er gesteht aber auch ein: „So ein Ereignis muss man erst einmal verkraften. Wir sind kleiner geworden, damit ist es schwieriger, Mehrheiten zu finden.“
Michels ist überzeugt, dass die verbliebene Fraktion aus zwölf Mitgliedern künftig „an einem Strang“ ziehen werde. Frank Wagner, Frank Blum und Ramona Baßfeld hatten die CDU und damit die Fraktion aus Unzufriedenheit verlassen, vor allem wegen der Berliner CDU-Politik, aber ein wenig spielte auch ein gewisser Mülheimer Unmut mit.
Von dem eigentlichen Ziel, mit der SPD auf Augenhöhe zu liegen, an politischem Gewicht zu gewinnen, ist die CDU wieder ein ganzes Stück entfernt. Schickte der Wähler immerhin noch 15 CDU-Kandidaten in den Stadtrat und 17 der SPD, so hat sich das Verhältnis inzwischen spürbar zugunsten der Sozialdemokraten verschoben, die zwei Ratsmitglieder (Ex-Pirat und ein früherer MBI-Vertreter) gewinnen konnten.
„Wir haben nach einem Drittel der Wahlperiode ein Fünftel der Mannschaft verloren, das ist ein Schlag ins Gesicht“, meint der Landtagsabgeordnete Heiko Hendriks. Darauf müsse die Fraktion sich erst einmal einstellen: Die gleiche Arbeit müsse auf weniger Leute verteilt werden. Davon, dass noch weitere Mitglieder die CDU verlassen könnten, ist derzeit nicht mehr die Rede. Mit allen politischen Vertretern im Rat reden, um Mehrheiten für eigene Anträge kämpfen – das ist Michels’ Ziel. Und: Die CDU will sich weiter als die Fraktion im Stadtrat positionieren, die strikt auf die Ausgaben achtet. Das sei auch mit zwölf Ratsvertretern möglich.
Für den Fraktionsgeschäftsführer Hans-Georg Schiemer steckt die CDU nach den Austritten noch in einer Art Findungsprozess. Ihn erfüllt die neue Konstellation im Rat durchaus mit Sorge: „Es ist nun mit der Stimme des OB leicht eine rot-rot-grüne Mehrheit möglich, die großzügig Geld verteilt. Das bürgerliche Lager im Rat sieht er geschwächt, obwohl sich das neu gegründete Bündnis „Bürgerlicher Aufbruch“ mit den ehemaligen CDUlern durchaus dort verortet. Und von noch einer Sorge ist die Rede, dass die SPD sich wie einst zu mächtig fühlen könnte angesichts der Mehrheitsverschiebungen. Michels glaubt weiter an wechselnde Mehrheiten im Rat und ist froh, dass die SPD in dieser Woche mit dem Versuch gescheitert ist, am Flughafen vereinbarte Regeln für den zu entwickelnden Büro- und Gewerbepark auszuhebeln.