Dümpten.. Die Mülheimer Gustav-Heinemann-Gesamtschule setzt auf „Hygieneberaterinnen“. Das Projekt kommt an. Schüler nutzen die betreute WC-Anlage gerne.

Das stille Örtchen an Schulen ist oft nicht das sauberste – und wer die Verschmutzungen verursacht hat, lässt sich meist nicht herausfinden. Viele Schüler vermeiden daher den Toilettengang. „Die Kinder und Jugendlichen halten ein oder trinken den ganzen Tag nichts“, weiß Christa van Berend, Schulleiterin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Dort hat man, auf Initiative der Schulpflegschaftsvorsitzenden Daniela Kruse, nun ein Projekt gestartet: Zwei „Hygieneberaterinnen“ notieren, wer die Toilettenanlage im Mensa- und Freizeittrakt besucht, sie beraten die Schüler zudem in Sachen Sauberkeit oder geben (dringend benötigte) Hygieneartikel aus.

Die Idee stammt aus Essen. Die Borbecker Internistin Nadia Tatros-Tajer, mittlerweile im Ruhestand, gründete 2010/11 den Verein „Prävention und Schulgesundheit“, um für mehr Sauberkeit auf Schultoiletten zu sorgen. „In meiner Praxis habe ich viele Kinder gesehen, die an Harnwegsinfektionen, Verstopfung oder Bauchschmerzen litten, weil sie zu selten zur Toilette gingen oder sich auf dem Schul-WC Keime eingefangen hatten. Dagegen wollte ich etwas tun“, erklärt sie. Mittlerweile haben fünf Essener Grundschulen ihr Präventionsprogramm eingeführt.

Toiletten-Problematik wieder verschärft

In der Gustav-Heinemann-Schule sind die Hygiene-Beraterinnen seit Februar im Einsatz. Sie leiten die Schüler zwischen 9.30 und 13.30 bzw. 14.30 Uhr zur sorgsamen Nutzung der Toiletten an, „putzen aber nicht hinter ihnen her“, so Christa van Berend. Die Reinigung übernimmt nach wie vor ein Mal am Tag eine Reinigungsfirma. Die zwei Servicekräfte sind ehrenamtlich tätig, erhalten aber eine Aufwandsentschädigung. „Wir haben das vorher überschlagen: Um die Damen bezahlen zu können, müsste jeder Schüler im Monat einen Euro zahlen“, sagt Daniela Kruse. Zwingen könne man die Eltern dazu nicht, aber man versuche, sie zu überzeugen. Zunächst ist der Förderverein der Schule eingesprungen, hat 5000 Euro vorgeschossen. Organisiert wird das gesamte Projekt durch die Elternpflegschaft.

„Vor zwölf Jahren hatten wir hier schon einmal einen Toilettenservice – im Rahmen eines 1-Euro-Jobs. Seitdem diese Maßnahme gekappt wurde, hatte sich die Toiletten-Problematik wieder verschärft. Wir haben viele Überlegungen angestrengt, was wir tun können. Diese Lösung nun scheint uns sinnvoll“, meint die Schulleiterin. Man verfolge das Ziel, noch weitere der insgesamt fünf WC-Anlagen in der Schule unter Betreuung zu stellen. Bei den Schülern kommt das beaufsichtigte Örtchen gut an. „Es ist zur favorisierten Toilette geworden“, sagt Thea Schäfer, stellvertretende Schülersprecherin.

Ähnliches Projekt in Heißen

Im Gymnasium Heißen existiert ein ähnliches WC-Projekt. Dort gibt es seit Jahren eine Toiletten-Frau, die die zentrale Toiletten-Anlage im Pausenhallenbereich überwacht, aber auch sauber hält. Sie ist zwischen 8 und 13 Uhr im Einsatz, wie Schulleiterin Gudrun Leistritz berichtet. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dieser Regelung gemacht. Die Schüler haben keine Bedenken mehr, die Toilette zu nutzen“, fährt sie fort. Die Service-Kraft sei zudem voll in den Schulalltag integriert, diene den Kindern auch als Ansprechpartnerin.

Das Toiletten-Projekt wird ebenfalls von der Schulpflegschaft organisiert und durch Elternbeiträge (etwa 12 Euro im Jahr) finanziert, die freiwillig sind.

Die Eltern der Gustav-Heinemann-Schule können statt eines Elternbeitrags auch eine Spende (2,50 € /Monat) an den Verein „Prävention und Schulgesundheit“ von Dr. Nadia Tatros-Tajer machen. Weitere Mülheimer Schulen sind eingeladen, sich über die WC-Initiative zu informieren (im Internet googeln).

Weitere Toiletten-Projekte an anderen Mülheimer Schulen gibt es nach Auskunft von Stadtpressesprecherin Anke Degener nicht