Mülheim.. Zu viel Lärm kann krank machen. Eine Tagung zeigt Möglichkeiten zur Lärmminderung in der Schule auf. Schüler-Projekte zeigen, wo es laut ist.

Wer am Dickswall in der Innenstadt wohnt, hat Stress. „Denn das ist einer der lautesten Orte in Mülheim“, haben die Schüler aus der 9 a des Otto-Pankok-Gymnasiums festgestellt. Sie nahmen Lärmpegelmessungen in verschiedenen Wohngegenden vor, um eine Lärmkarte für Mülheim zu erstellen. „Wir waren schockiert, als wir hörten, wie gefährlich Lärm auch für die Gesundheit sein kann“, sagen Muaz, Karoline und Niklas und versichern: „Wir werden jetzt darauf achten, dass wir unsere eigenen Ohren mehr schützen. Wir wollen ja nicht mit 40 Jahren ein Hörgerät tragen müssen.“

Schon bei einer Lärmbelastung von 65 Dezibel schüttet der Körper Stresshormone aus, wird das vegetative Nervensystem belastet, weiß Zeljko Malinovic, Physiklehrer an der Gustav-Heinemann-Schule. Ab 85 Dezibel könnten die Hörorgane Schaden nehmen. Und diese Werte sind schnell erreicht. Als am Internationalen Tag des Lärms (am gestrigen Mittwoch) rund 30 Leute in der Wertstadt zusammenkommen und angeregt reden, zeigt das Pegelmessgerät laut Dezernent Peter Vermeulen sogar 105 Dezibel an.

Lärm macht krank

Weil Lärm krank machen kann, „habe das NRW-Umweltministerium die Lärmminderung ganz oben auf die Agenda gestellt“, erklärt Elke Stöcker-Meyer, Lärmexpertin des Landes. Ein wichtiges Thema dabei sei der nicht unerhebliche Krach in Schulen. Bei einer Tagung im Otto-Pankok-Gymnasium informieren daher Fachleute wie Prof. Alfred Schmitz die Teilnehmer aus Schulen, Verwaltungen und Politik über die Auswirkungen des Lärms auf Lernleistungen und die Schallpegelminderung in Unterrichtsräumen.

Denn leise geht es im Klassenzimmer oft nicht zu. „Bei einer ruhigen Gruppenarbeit habe ich schon 70 Dezibel gemessen“, berichtet Lehrer Zeljko Malinovic und weist darauf hin, dass es etwa zu viele glatte Flächen (sie verstärken den Schall) und zu wenige Akustikdecken in Schulen gibt. Am meisten dem Lärm ausgesetzt seien wohl die Sport-Lehrer. „Wenn 30 Bälle auf den Boden prallen, ist das natürlich unglaublich laut.“

Spannende Experimente zum Lärm

„Was gegen Lärm zu tun ist, ist bekannt, es muss nur umgesetzt werden“, sagt Ulrich Bender, stellvertretender Leiter der Otto-Pankok-Schule und hofft, dass bei der Sanierung seines Schulgebäudes neue Erkenntnisse des Lärmschutzes auch berücksichtigt werden. Jugendlichen müsse man – das betonen alle Redner in der Wertstadt – nahe bringen, dass etwa das Hören lauter Musik mit Ohrhörern echte Schäden verursachen könne. „Man sollte ihnen auch zeigen, wie schön Stille sein kann“, so Bender.

Spannende Experimente zum Lärm hat Künstler Peter Helmke mit den Kindern aus der 5 d des Otto-Pankok-Gymnasiums gemacht. Sie führten Hörtests mit Gartenschläuchen und Trichtern durch, bauten Telefone aus Bechern und Bindfäden, ermittelten an der Supermarktkasse, im Gitarrenladen oder in der S-Bahn-Station den Schall, schrieben einen Geräusch-Krimi oder veranstalteten eine Schrei-Olympiade. Die Siegertruppe erzielte dabei 121 Dezibel. Die Kinder wissen jetzt, was Lärm ist.