Duisburg/Mülheim. . Die Easy Software AG fordert von Ex-Managern einen sechsstelligen Betrag. Sie sollen VIP-Tickets nicht zum Zwecke des Unternehmens vergeben haben.
Er gab sich eloquent, überaus freundlich und trotz zuvor verlorener Verfahren mit einer Schadenersatzverpflichtung in Millionenhöhe allen Vorwürfen ihm gegenüber erhaben: Manfred A. Wagner, als größter Aktionär mit Sperrminorität und Aufsichtsratsvorsitzender lange Jahre die bestimmende Figur der Easy Software AG, war am Mittwoch vom Landgericht Duisburg erstmals zur Anhörung bestellt. Diesmal ging es um die Frage, ob der Software-Schmiede durch die Anmietung einer VIP-Loge in der Arena „Auf Schalke“ in den Jahren 2006 bis 2012 ein Schaden entstanden ist. Die AG fordert in dieser Sache einen sechsstelligen Schadenersatz von Wagner und dem ehemaligen Vorstand Josef Gemeri.
Den schwierigsten Stand gestern hatte offensichtlich die 60-jährige Zeugin der Klägerin, die damals wie heute als Vorstandssekretärin im Unternehmen arbeitet und der Vorsitzenden Richterin Erhellendes zur Vergabe der VIP-Tickets berichten sollte. Im Gerichtssaal sah sie sich nun den ehemaligen Managern gegenüber, was sie zunehmend sichtlich verunsicherte.
Wer hatte die Verfügungsgewalt über die Karten?
Dabei ging es erst einmal nur um die Frage, ob die Vergabe der Tickets von Easy selbst organisiert war oder die Verfügungsgewalt beim Büro von Wagner lag, das vom Sitz seiner Firmengruppe in Oberhausen aus operiert. Dass die Vergabe über das Büro Wagner lief und die Tickets „nach Gutdünken“ für Zwecke eingesetzt wurden, die für Easy keinen Sinn machten, unterstellt die AG. Vor Gericht forderte sie Wagner auf, die Karten offenzulegen.
Jene Version aber, dass Easy keinerlei Zugriff auf das Kartenkontingent hatte, konnte die Vorstandssekretärin so nicht in Gänze bestätigen. Auch sie habe über ein Passwort Zugang gehabt zu einem Web-Tool, wo sie auf Anzeige von Mitarbeitern Karten nach dem Motto „Wer zuerst kommt, malt zuerst“ belegt und über das Büro Wagner bekommen habe. Ob sie dabei die Ticketreservierung mit Namen der Stadionbesucher belegen konnte, verneinte sie zunächst, korrigierte sich aber: Das könne sie aus der Erinnerung heraus nicht mehr sagen.
Rund 900.000 Euro haben die VIP-Tickets gekostet, laut Wagner soll über die Weitergabe der Tickets an Dritte aber ein Großteil der Summe an Easy zurückgeflossen sein. „Ich habe mit der Vergabe nichts zu tun gehabt“, so Wagner. Diese Version vermittelte dem Gericht auch Ex-Vorstand Gemeri. Die Karten auf Kosten der AG seien gezielt zur Kundenbindung eingesetzt worden.
Die Vorsitzende Richterin kam am Ende des Termins zu dem Schluss, dass es der AG mit der von ihr benannten Zeugin nicht gelungen sei zu beweisen, dass sie keinerlei Zugriff auf Dokumente habe, die über die tatsächliche Nutzung der VIP-Loge Aufschluss geben könnten. Die diesbezügliche Auskunftsbegehren von Easy dürfte deshalb wohl ins Leere laufen.
Diesmal hat Easy schlechte Karten
Während die Easy Software AG in zwei weiteren erstinstanzlichen Verfahren erfolgreich gegen Ex-Manager und ihnen nahestehende Unternehmen auf Schadenersatz in Höhe von rund 3 Millionen Euro geklagt hat (Berufungen sind angekündigt), ist die Erfolgsaussicht im Verfahren, das auch den Schalke-Komplex beinhaltet, gering.
Darauf deutete am Mittwoch die Vorsitzende Richterin am Landgericht hin. Nur bei der VIP-Loge könne ihrer Ansicht nach noch ein geringer Schadenersatz herausspringen. Bei zwei weiteren Komplexen, mit denen die AG Schadenersatz durch Wagner, Gemeri und Ex-Aufsichtsrat Wolfgang Glücks beansprucht, hat das Gericht schon deutlich gemacht, dass es die Ansprüche nicht anerkennen wird. Dabei ging es um die Bestellung eines laut der Easy Software AG von vornherein völlig ungeeigneten Vorstandes sowie um eine angeblich pflichtwidrige Vergabe vergünstigter Darlehen an Firmen aus dem Wagner-Imperium.
Wagner verteilte gestern Spott an die AG für das angestrengte große Schadenersatz-Verfahren: „Man kann auch Kosten produzieren, da werden die Nebenkosten nachher größer sein als die eigentlichen Kosten für die Loge.“