An Problemen, Hürden und Widerständen hatte es bei diesem Bauvorhaben nicht gemangelt. Innerhalb von acht Jahren wurden sie alle gemeistert – auch dank solcher Leute wie Ulrich Turck, Bauherr und Stifter, die nicht nur Geld, sondern vor allem Ausdauer und Zuversicht mitbrachten. Vor einem Jahr konnte die Evangelische Gemeinde in der Altstadt das Richtfest des Petrikirchenhauses feiern. Der Einzug war zum damaligen Zeitpunkt noch für den Advent geplant. Das Bauwerk ragt aus den Reihe der Neubauten in Mülheim heraus, und das nicht nur, weil es komplett mit Stiftungsgeldern finanziert wird. „Es gibt viele Groß- und Kleinspender“, sagt Turck. Eine Besonderheit ist hier auch, dass mit dem Neubau ein Stück „Stadtreparatur“ erfolgte, wie der Architekt Peter Schnatmann sagt. Der Grundriss des Gebäudes nimmt die Maße der historischen Bebauung wieder auf: Die einstigen Gastwirtschaften „Mausefalle“ und „Ührchen“ sowie zwei weitere Wohnhäuser befanden sich an der Stelle, bevor der Krieg sie zunichte machte. Die damalige Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld war überzeugt, dass das Bauwerk ein Gewinn für die Altstadt sein wird und die Altstadt an Belebung gewinnt. Schnatmann glaubt, dass die Identifikation der Bürger mit ihrer Altstadt wieder steigt. Nicht alle Bürger und Nachbarn waren in den vergangenen Jahren von dem Gebäude überzeugt, die neue Enge wurde unter anderem bemängelt, andere sehen gerade darin eine neue Qualität in Anlehnung an das Historische. An Hürden und Problemen hatte es nicht gemangelt. Auch das Fundament bereitete Schwierigkeiten. Tief musste in den Fels gebohrt werden. Das Petrikirchenhaus steht nun auf 25 Säulen, die zwölf Meter tief ins Erdreich ragen. Sie tragen ein multifunktionales Gemeindehaus, vor allem für die Singschule, für die Kirchengemeinde und für den Verein Las Tores.

Es hat doch noch ein wenig länger gedauert, aber Ende Februar war es endlich so weit: die Vereinte Evangelische Kirchengemeinde feierte mit ihren Gästen die Eröffnung des Petrikirchenhauses. Immer wieder hat es für Diskussionsstoff in der Stadt gesorgt – die Meinungen der Bürger waren gespalten. Die einen beklagten die freie Sicht auf die Petrikirche. Die anderen begrüßten es, dass der Kirchenhügel wieder einen Teil seiner Ursprungsbebauung zurück erhalten hat. Bei der Eröffnung war die Resonanz sehr groß – und äußerst positiv. Aus der langen Schlange vor dem Eingang hörte man nur lobende Worte über das Haus. Einen „unschönen Bauklotz“ hatten die Kritiker das zwei Millionen teure Stiftungsprojekt anfangs genannt, am Eröffnungstag war davon nichts mehr zu hören. „Ich glaube, es hat ein Wandel in der Bevölkerung stattgefunden“, sagte Stifter Ulrich Turck. „Und die Kritik betraf am Anfang auch nur das Äußere.“ Jetzt könne man endlich sehen, was innen passiert. Und das ist eine Menge. Die Singschule ist im ersten und zweiten Stock zuhause, das Erdgeschoss soll für das Gemeindeleben genutzt werden und im Untergeschoss ist das Netzwerkbüro der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde sowie der Freundeskreis „Las Torres“ mit einem Bücher-Café untergebracht. Das neue Gemeindehaus im historischen Gewandt soll Plattform für Debatten und Begegnungen sein. „Dies ist ein öffentliches Haus, nicht nur für die Gemeindemitglieder“, betonte Justus Cohen, Vorsitzender Presbyteriums, bei der Eröffnungsfeier. Er erhofft sich Impulse für die Belebung der Altstadt.