Stadtgebiet.. Der Nabu-Vogelfachmann Thomas Brüseke hält am Samstag, 23. April, einen Vortrag über den Stieglitz im Haus Ruhrnatur. Der Vogel des Jahres lebt mitten in Mülheim.

„Stiglit, didelit, didlilit“ – dieser Ruf schallt zwischen den Häuserfassaden der Wallstraße hin und her. Der Rufer gibt sich mit seinen Klängen zu erkennen: Es ist der Stieglitz, den der Naturschutzbund (Nabu) zum Vogel das Jahres 2016 gekürt hat. Mitten in Mülheim, dort wo die Innenstadt grüne Ecken hat, findet der farbenfrohe Fink Lebensräume – noch. Denn der Bestand des Singvogels geht seit Jahren zurück. Ein Vortrag am kommenden Samstag, 23. April, im Haus Ruhrnatur stellt den Vogel des Jahres näher vor.

Der Stieglitz, auch Distelfink genannt, ist Vogel des Jahres 2016.
Der Stieglitz, auch Distelfink genannt, ist Vogel des Jahres 2016. © dpa | dpa

Thomas Brüseke, Vogel-Experte beim Nabu Ruhr, wird diesen Vortrag halten. Der Umweltpädagoge weiß, wo der Stieglitz in Mülheim zu Hause ist. Wir treffen ihn in der Innenstadt, gehen gemeinsam die Wallstraße entlang. Mit einer raschen Handbewegung zeigt Brüseke Richtung Baum und sagt: „Da war er.“ Der Stieglitz ist gerade eifrig mit dem Nestbau beschäftigt, fliegt geschäftig hin und her. „Der Stieglitz ist ein hibbeliger Clown. Immer in Bewegung.“

Lebensraum des Stieglitz' verschwindet

Die meisten Stieglitze lebten heute in den Städten, erklärt der Experte, in den umliegenden Bereichen verarmten die Landschaften aus Sicht der Vögel immer mehr, Monokulturen auf Feldern etwa machten die Nahrungsgrundlage des Stieglitz zunichte. Denn der Vogel braucht pflanzenreiche Abwechslung, ernährt sich von Sämereien aller Art. Am liebsten aber – und von dieser Leibspeise trägt er seinen Zweitnamen – labt sich der Stieglitz an Disteln. „Nicht jedes Kraut ist Unkraut“, sagt Nabu-Mann Brüseke dazu und wirbt für mehr Pflanzenvielfalt – auch im heimischen Garten. „Da, wo gedüngt wird, wachsen keine Disteln mehr.“

An vielen Ecken in der Innenstadt könne man den Stieglitz entdecken, wenn man nur genau hinschaue, sagt der Biologe. Aber auch hier verschwinde immer mehr Lebensraum. Etwa die Grünfläche an der Auer­straße, wo gerade eine Kita entsteht, sei zuvor auch von Distelfinken bewohnt gewesen.

Private Gärten, aber auch entsprechend begrünte Balkone sowie brachliegende Streifen in bebauten Gebieten, die Raum für verschiedenste Pflanzen böten, würden immer wichtiger, damit der Stieglitz – und nicht nur er – heimisch bleiben könne, betont Brüseke.