Mülheim. . Manon Charrier und Luce Hoeltzener aus der französischen Partnerstadt Tours hospitieren mit Elan am Theater an der Ruhr. Austausch hat sich bewährt.

Es ist Frühling, aber schon länger sind die „Lieblingsmenschen“ unterwegs – ob nun als Ohrwurm oder als Theaterstück. Ein Lied von Sympathie können auch Manon Charrier und Luce Hoeltzener mitsummen. Die beiden 19-jährigen jungen Frauen aus Mülheims Partnerstadt Tours hospitieren derzeit am Raffelberg und sind begeistert, ja sie leben geradezu Theater. Denn weit über geläufige Praktikanten- und Mädchen für alles-Jobs hinaus geht’s für die Beiden künstlerisch schon richtig zur Sache: Manon Charrier und Luce Hoeltzner spielen in Ciullis Inszenierung „Die Wupper“ mit und demnächst auch in „Lieblingsmenschen“, einem Stück der Schweizer Autorin Laura de Weck, vom Jungen Theater an der Ruhr. Premiere: 13. Mai.

Manon verbringt nun schon zum zweiten Mal ihre Hospitanzzeit in Mülheim, jeweils für ein Jahr. „Diese Art, Theater zu machen, finde ich richtig. Die Vision passt zu meiner eigenen Vorstellung davon, wie Schauspieler arbeiten“, sagt die 19-Jährige. Für Luce ist es wichtig, „dass wir mit allen reden und alles beobachten und dabei sein können, eben den Kontakt mit jeder Arbeit am Theater finden“.

Wenn man über Theater träume, sagt Luce, spüre man hier eine Utopie, die mit der Realität vergleichbar sei. Ebenso ernsthaft wie nachdenklich, offen und zielstrebig sind Manon und Luce im Theater unterwegs. So spricht ihr Berufswunsch aus festen Blicken: Schauspiel mit dem Studium als Basis. Ob nun in Frankreich oder Deutschland – ihr zweisprachiges Abi haben sie jedenfalls in der Tasche.

„Wir sind überall da, wo wir gebraucht werden“

Doch erstmal ist vor allem mitmachen angesagt, zusehen, wenn die Profis proben, soufflieren, wenn’s nötig ist. „Wir sind überall da, wo wir gebraucht werden.“ An der Garderobe oder beim Bücherstand an Vorstellungsabenden ist der Kontakt mit dem Publikum garantiert. „Das ist oft eine direkte Ansprache. Und schön, wenn die Leute kommen und uns Komplimente über die Stücke machen, sagen, was sie davon halten.“ Manchmal darf’s dann auch ein bisschen mehr sein: So vertraute eine Zuschauerin den liebenswürdigen jungen Frauen an, „dass sie bei einem Stück hier ihren Mann kennengelernt hat“.

Auch das ist eine vertrauensbildende Maßnahme in der Städte-Partnerschaft zwischen Mülheim und dem französischen Tours. Die Theaterbrücke zwischen den Ländern steht fest, mit aufgebaut von Bernhard Deutsch: „Im sechsten Jahr sind wir jetzt in Tours“, erläutert der Theaterpädagoge. Im Juni ist es wieder soweit, dann reist das Junge Theater für eine Woche nach Tours. Neben Vorstellungen gibt’s Werkstätten mit französischen Jugendlichen und Austausch pur.

Darüber sind auch die Hospitantinnen nach Mülheim gekommen. „Luce hat sogar noch eine Freundin mitgebracht, die Germanistik studiert, und Stücke ins Französische übersetzt hat“, so Deutsch. Im Laufe der Jahre „ist eine starke Verbindung zwischen Tours und uns entstanden“. Nächstes Jahr steige die Uni in Tours in den Austausch mit ein. Und mit den Kulturverantwortlichen in den Städten „haben wir eine starke Unterstützung“.