Selbeck.. Beim WAZ-Lesercafé wurde lebhaft über die mögliche Bebauung des Rumbaum-Geländes diskutiert.Bürger fürchten: Zu viel Grün fällt weg. Sie finden: Neubaugebiet muss zum Dorfcharakter passen. Auch die neue Tempo 30-Zone auf der Kölner Straße war Thema beim Treffen.

Ob das Gelände der Gärtnerei Rumbaum tatsächlich bebaut wird, ist noch offen. Planungsausschuss und Rat müssten erstmal zustimmen. Die Pläne eines Projektentwicklers, der vor Ort 40 Einfamilienhäuser errichten will, stehen bereits, sie wurden gestern in der Bezirksvertretung 3 vorgelegt – und abgelehnt. In Selbeck selber haben sie schon Staub aufgewirbelt. Auch beim WAZ-Lesercafé in der Gastronomie im Selbecker Tennisclub, zu dem am Mittwoch über 50 Bürger kamen, wurde lange über das Bauvorhaben diskutiert.

„Es wäre schön, wenn junge Familien nach Selbeck kämen, wir brauchen junge Leute im Ort. Den Plänen zufolge wird auf dem Gärtnerei- gelände aber ein bisschen viel gebaut und vorne an der Kölner Straße soll ein großes Gebäude mit Seniorenwohnungen entstehen. Das ist ein Klotz, der nicht in die dörfliche Struktur passt“, meint Rolf Gentges vom Selbecker Bürgervereins und fügt an: „Wir müssen uns fragen, inwieweit wir einen Ortsteil im Ortsteil akzeptieren wollen.“

Den Charakter des Dorfes wahren

Dass der Charakter des Dorfes gewahrt bleibt, ist den Selbeckern wichtig, außerdem finden die meisten eine 0-8-15-Siedlung mit gleichförmiger Bebauung unangebracht. „Man könnte doch auch individuelle Grundstücke verkaufen, die dann individuell bebaut werden“, schlägt ein Leser vor. Andere appellieren an Gärtnerei-Inhaber Christoph Rumbaum, sein Gelände nur für dorfverträgliche Projekte herzugeben – „Eigentum verpflichtet“, finden sie.

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„Der Investor plant eine einheitliche Siedlung, die dann ein Baustein im Gefüge des Dorfes wäre. Ob die gewählten Haustypen gefallen, ist Geschmacksfrage“, erklärt dazu auf WAZ-Nachfrage Stadtplaner Felix Blasch. Die Seniorenwohnanlage sei nicht Bestandteil der vorgelegten Pläne, der Bauträger wolle sie unabhängig von der Siedlung nach § 34 des Baugesetzbuches errichten. Dafür sei kein Bebauungsplan nötig.

Groß sind die Befürchtungen der Selbecker, dass zu viel Grün in ihrem Stadtteil verloren geht. „Hinter der Gärtnerei gibt es einen großen Baumbestand, der weichen müsste. Wir Selbecker müssen deutlich machen, dass uns der Naturerhalt wichtig ist“, so Alexander von Wrese.

Landschaftsschutzgebiet nicht betroffen

Wie weit reicht die Bebauung ins Hinterland? Ist Landschaftsschutzgebiet betroffen? Müssen Ausgleichsflächen geschaffen werden? Nimmt die Versiegelung vor Ort nicht immens zu? Wird das Regenwasser in den Wirtzbach geleitet? Das fragen sich die Bürger. „Wenn man die Pläne anschaut, kriegt man den Eindruck, dass dort alles zubetoniert wird“, meint Alice von Wrese und stellt die Aussage der Stadt, dass der Versiegelungsgrad nicht zunimmt, in Frage.

Das Landschaftsschutzgebiet sei nicht betroffen, so Felix Blasch, dieses beginne erst hinter/mit dem Wirtzbach. Und zwischen Siedlung und Bach ist ein Grünstreifen eingeplant. Viele Detailfragen würden, so der Stadtplaner, erst im Planverfahren selber genauer geklärt, dann werde auch die Öffentlichkeit beteiligt. Sollte der Bebauungsplan eingeleitet werden, hängen die vorhandenen Pläne im Planungsamt aus oder sind auf der Homepage der Stadt einsehbar. Im Mai oder Juni würde es dann auch eine Bürgerversammlung zu dem Projekt geben.

Nicht alle Stimmen beim WAZ-Treff sind übrigens kritisch: Eine Leserin weist darauf hin, dass es in Selbeck ja schon ein „Dorf im Dorf“ gibt – das Neubaugebiet Am Timpen, mit dem man „keine schlechten Erfahrungen gemacht habe“.