Saarn. .
An der Mintarder Straße hat sich die Stadtansicht in den letzten sieben Monaten erheblich verändert. Zwischen Kahlenbergstraße und Sporthalle existiert keine Freinfläche mehr. Dort stehen jetzt elf Wohnhäuser, Gemeinschaftszelte, Waschcontainer und ein Verwaltungsgebäude. Inzwischen ist auch die große Küche fertig, in denen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) dreimal am Tag 440 Mahlzeiten ausgeben.
Der Alltag im Saarner Flüchtlingsdorf hat sich normalisiert. „Wir lernen aber immer noch dazu. Kein Tag ist wie gestern“, beschreibt Svenja Serfort, die Leiterin des Saarner Flüchtlingsdorfes. „Bei uns gelten Regeln für Bewohner und Betreuer, an die sich alle halten müssen“, fügt sie hinzu.
Von Beginn an könne nicht alles reibungslos laufen, wenn mehr als 400 Menschen auf engem Raum zusammenleben. Mit der neuen Küche hat sich für die Flüchtlinge in Saarn auch deren Tagesorganisation geändert: „Wir haben jetzt Mehrweggeschirr, das jeder selbst spülen muss“, erläutert Serfort.
Familien hatten das nach zwei Tagen bestens im Griff. Wo die jungen Männer spülen, steht der Fußboden häufig unter Wasser. „Wir werden auch das bald abstellen. Wir müssen viel mit den Menschen reden“, sagt die Dorfleiterin. Einweggeschirr ist an der Mintarder Straße komplett verschwunden. „Wir möchten den Menschen klar vermitteln: Wer hier lebt, muss Verantwortung übernehmen.“
An vielen Fenstern der Wohnhäuser hängen längst Gardinen, die Zimmer sind wohnlich eingerichtet. „Die Menschen sollen ein Stück ihrer Privatspähre behalten“, betonen die Verantwortlichen beim DRK. „Wer zum Duschen oder auf die Toilette geht, wird schon von anderen gesehen.“
Die Kinder und Jugendlichen haben weniger Berührungsängste. Sie drängen sich oft vor der Torwand oder nutzen die Sportangebote der Turnerschaft Saarn gegenüber.
Alle Bewohner des Flüchtlingsdorfes und die rund 70 Betreuer vom DRK haben einen Ausweis. Wer das Dorf besucht, muss sich beim Sicherheitsdienst anmelden. „Das hilft allen Seiten und wir fahren mit unserem Sicherheitskonzept gut“, sagt Frank Langer vom DRK. Polizeibeamte sind regelmäßig an der Mintarder Straße: In den meisten Fällen, um Präsenz zu zeigen, manchmal auch, um Streitigkeiten unter den Bewohner zu schlichten“, erklärt Langer.
Täglich fährt eine Streife durch das Dorf, die für Flüchtlinge Ansprechpartner sind. Der Saarner Bezirksbeamte ist ein- bis zweimal pro Woche dort, kümmert sich um Belange der Bewohner und prüft Beschwerden von Bürgern.