Mülheim.. Ingenieure sind rar. Gerade mal 24 Bewerbungen erhielt die Stadt auf sechs Stellen. Dabei nehmen die Aufgaben rund um städtischen Immobilien zu.
Für die Stadt wird es zunehmend schwieriger, Fachleute auf dem freien Markt zu bekommen, Ingenieure zum Beispiel. Dabei werden sie dringend gebraucht: Schulum- oder Neubauten, Sanierungen sowie die Errichtung von Bädern, Turnhallen und Flüchtlingsunterkünften sind zu bewältigen. Vor allem aber drängt es beim Brandschutz, eine Mammutaufgabe für die Kommunen. Sechs Ingenieur-stellen hatte der Stadtrat zur Ausschreibung bewilligt. Die Ausschreibungsfrist ist abgelaufen; bundesweit haben sich 24 Kandidaten beworben.
Es laufen jetzt die Auswahlgespräche. „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich geeignete Fachleute für uns daraus gewinnen“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Die sechs Ingenieure würden jedoch gerade reichen, um die Pflichtaufgaben wie die Erfüllung des Brandschutzes in öffentlichen Gebäuden und die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften zu bewältigen. Zusätzliche Aufgaben wie etwa der beschlossene Neubau des Friedrich-Wennmann-Bades in Heißen, der Bau einer neuen Dreifach-Turnhalle unter anderem für das Sportgymnasium Luisenschule oder auch weitere Schulbaumaßnahmen seien damit jedoch nur schwerlich zu stemmen, so der Stadtsprecher. Dafür müssten weitere Fachkräfte gewonnen werden.
Weitere Schieflage droht
Doch ob der Stadtrat angesichts der Mülheimer Finanzkrise weitere Gelder für Neueinstellungen in den nächsten Jahren bewilligen wird und kann, ist fraglich. Denn auf dem Plan stehen zunächst noch weitere Einsparungen von 4,6 Millionen im Personaletat, worauf der Personalratsvorsitzende Dirk Neubner hinweist. Dazu kommt in diesem Jahr ein so genanntes Aufgaben-Kritikverfahren durch externe Kräfte, die aufzeigen sollen, wo die Stadt noch sparen könnte.
Im Rathaus wird diese Entwicklung mit Sorge gesehen. Um ausreichend gute Fachleute zu bekommen, müsste eigentlich, so Neubner, dringend eine neue Entgeltordnung geschaffen werden. Heißt: Angesichts der Anforderungen müssten qualifizierte Kräfte wie Ingenieure höher in der Lohntabelle eingeordnet werden. Seit zehn Jahren bemühen sich Personalräte darum. „Die jetzige Entgeltordnung ist völlig antiquiert“, kritisiert Neubner, und sieht darin auch einen Grund dafür, dass sich bundesweit lediglich 24 Fachleute auf sechs Ingenieurstellen bewerben.
Konkurrenz nicht nur aus der Wirtschaft
Die Konkurrenz ist nun mal groß und besteht nicht nur aus der freien Wirtschaft, die ebenfalls um Ingenieure buhlt und deutlich besser zahlen kann, sondern auch aus anderen Kommunen. Brandschutz, Flüchtlingsdörfer, Schulbauten – viele Städte und Gemeinden müssen das derzeit bewältigen. Es gebe Bundesländer, so Neubner, die können besser zahlen. „Hier droht eine weitere Schieflage.“
Sollten die Aufgaben weiter zunehmen und die Personalstärken dem nicht nachkommen, werden aus Sicht der Stadtverwaltung Aufgaben geschoben werden müssen. „Das werden nicht die Pflichtaufgaben wie Brandschutz sein, wo es auch um Leib und Leben geht.“