Bürgernähe ist beim Bezirksdienst erste Beamten-Pflicht. Zur Polizeiarbeit gehört daher auch der „anlassunabhängige Kontakt”
Wo, bitte, sitzt denn in Heißen die Polizei? Die Dame, die ihren Hund am Marktbrunnen schlabbern lässt, deutet in die richtige Richtung: Ein bisschen versteckt und abseits vom Heißener Zentrum, am Fünter Weg 41, flankiert von einer Kneipe links und einer Hofeinfahrt rechts, findet man die Bezirksdienststelle. Genau hingucken muss man schon, bis man den Hinweis im Fenster sieht: „Die Polizei-Schilder haben hier reißenden Absatz”, sagt Polizeihauptkommissar Peer Raphael Gervers und meint das durchaus im Wortsinn. „Früher war hier mal das Ordnungsamt,” erzählt PHK Detlev Figelski. „Das kennen die alten Heißener noch.”
Das alte Polizei-Dienstgebäude war übrigens weitaus repräsentativer: Wo heute die Sparkasse residiert, direkt am Markt, sorgten seit den (so genannten) guten, alten Zeiten die Polizisten für Recht und Ordnung. Mancher hat es da zu einer lokalen Berühmtheit gebracht, erzählt PHK Gervers. Kollege Bernstein etwa galt als der „Eichbaumschreck”, der in den 1950er Jahren am Verteilerkreis die Knöllchen schrieb.
Der "Eichbaumschreck"
Seit 1877 gibt es eine Polizeiwache in Heißen, weiß das Buch „Chronik der Polizei in Heißen”, aus dem geht auch hervor, dass die Dienststelle am Fünter Weg schon seit über 45 Jahren, seit 1963, besteht.
Gervers ist seit dreizehn Jahren hier im Dienst, sein Bezirk liegt zwischen A 40 und Aktienstraße. „Der Heißener”, sagt er, „der hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem Saarner: Er sieht seinen Stadtteil als ,sein Dorf' an.” Und wenn man hier von den Polizisten als Dorf-Sheriffs spricht, „so nehmen wir das als Kompliment”, so Gervers. Bürgernähe ist beim Bezirksdienst erste Beamten-Pflicht. Deshalb weiß man am Fünter Weg, dass Heimaterde (übrigens der Bezirk von PHK Karlheinz Schiffmann) und Heißen nicht miteinander zu verwechseln sind. Polizeioberkommissar Ralf Rahm betreut den „Wald- und Wiesenbezirk” unterhalb der Velauer Straße und POK Frank Bossmann den Bezirk von der Heinrichstraße bis zur Stadtmitte. Kollege Figelski hilft immer da aus, wo gerade Not am (Schutz-)Mann ist.
Was so los ist in seinem Bezirk, das muss ein Beamter genau wissen. Das Gespräch über den Gartenzaun gehört da durchaus zum Job: „Anlassunabhängiger Kontakt” nennt sich das im trockenen Polizeideutsch. „Die Kollegen im Streifenwagen schaffen das gar nicht, wenn sie dauernd von Einsatz zu Einsatz huschen müssen”, sagt Gervers.
Seinen Bezirk muss der Beamte kennen
Aber beim Klönen über'n Zaun erfährt der Beamte doch so manches, was er (oder sein Kripo-Kollege) später mal brauchen kann. Denn wenn es um Haftbefehle oder Aufenthaltsermittlungen geht, muss man schon wissen, wer die Pappenheimer sind: „Das ist ja das Wichtigste in diesem Job, dass man seinen Bezirk und die Menschen darin gut kennt”, sagt Gervers.
Konflikte im Stadtteil gibt es schon mal zwischen Jung und Alt, es gab Probleme am Heißener Markt, der Eichbaum gilt vielen bis heute als Angstraum – „obwohl die Statistik dagegen spricht, aber Angst ist eben subjektiv,” weiß PHK Gervers. An der U-Bahn-Haltestelle sieht man ihn oder seine Kollegen öfter, wenn die Schülermassen strömen. Mancher Jugendliche zündet sich die Zigarette dann erst mal lieber nicht an, es könnte ja nach dem Alter gefragt werden. Finden die Polizisten Alkohol bei Minderjährigen, bleibt es nicht bei einer Ermahnung: „Wir forschen dann auch nach, wo der Alkohol herkommt.” Das wird auch gelegentlich abends auf dem Spielplatz kontrolliert, denn bei aller Bürgernähe: „Wir sind ja auch richtige Schutzmänner und nicht nur Spaziergänger.”