Mülheim. Udo Heimann wartet und repariert ganze Generationen von Nähmaschinen. Sein Wissen ist gefragt, denn es gibt nicht mehr so viele Fachleute wie ihn.

Nähen ist wieder in – wer sollte das besser wissen als Elvira Heimann, die seit Jahrzehnten jungen und auch älteren Frauen (und sogar so manchem Mann) das Nähen mit der Maschine beigebracht hat? Wer nun spontan die alte Nähmaschine auspackt und enttäuscht ist, dass sie nicht mehr richtig läuft, der ist dann schon eher ein Fall für ihren Gatten, Udo Heimann. Der betreibt im Familiengeschäft an der Löhstraße – das inzwischen Sohn Martin Heimann führt – seine Werkstatt mit den am meisten gebrauchten Ersatzteilen für 150 bis 200 Modelle.

Sogar die Treibriemen aus Leder für die alten Pedalmaschinen haben sie hier auf Lager. Nähmaschinenmechaniker Udo Heimann hat dort schon so manches ältere Schätzchen wieder zum Nähen gebracht. Und er sagt der Kundschaft auch ganz offen, wenn sich eine Reparatur überhaupt nicht mehr lohnt. „Wir haben“, ergänzt Ehefrau Elvira Heimann, „immer Wert gelegt auf saubere Arbeit.“

Familienunternehmen seit 102 Jahren

Nähmaschinen Heimann ist seit 102 Jahren ein Familienunternehmen, heute bereits in vierter Generation, und von dem historischen Modell auf Holzgestell mit Fußpedal bis zum modernen, chipgesteuerten Nähcomputer hatten sie bei Heimann alles. Bei Udo Heimann kommt auch heute noch fast alles in die Werkstatt: Die neuen Modelle brauchen eine Wartung, die älteren schon eher mal eine Reparatur, ein Verschleißteil muss ersetzt werden. Die leichten Fälle macht er wieder gängig, wenn Abriebstaub und altes Öl die Motoren ausgebremst haben. Oft stimmt auch die Einstellung von der Nadel zur Spulkapsel nicht mehr „das gibt dann Schlingen und Knoten“. Udo Heimann repariert auch Motoren, tauscht gerissene Zahnräder aus. Die Kundschaft kommt von weit her, denn Fachleute wie Heimann Senior gibt es nicht mehr viele. „Die Leute sind so dankbar, wenn die Maschine dann wieder schnurrt wie ein Kätzchen.“ Eine 150 Jahre alte Nähmaschine war auch schon dabei. „Die habe ich praktisch restauriert“, sagt Udo Heimann. Ob sich das noch lohnt, darf man nicht fragen – wenn jemand an so einem alten Stück hängt. Aber oft lohnt es sich noch – und das Fragen kostet ja nichts.

Heimann Senior, der sich stets weitergebildet hat, hat sein Handwerk einst in einer Nähmaschinenfabrik gelernt. „Es bringt eine Menge, wenn man das Wissen im Hintergrund hat“, weiß er. „Es gibt Firmen, die bestimmte Teile noch anfertigen lassen.“

Sein Wissen ist auch praktisch gefragt, wenn er, was häufig geschieht, in den Nähkursen seiner Frau befragt wird, welche Nadel zu welchem Stoff passt. Denn es ist ja nicht egal, ob ein schwerer Wollmantel oder ein seidenes Brautkleid genäht wird.