Mülheim.. In der Stadt wurden zuletzt deutlich weniger Objekte verkauft. Bei Wohnungen steigen die Preise kräftig – unabhängig von der Lage. Größter Engpass bei Mehrfamilienhäusern.

Erstmals nach einigen Jahren stagnieren in Mülheim wieder die Grundstückspreise in guten und bevorzugten Wohnlagen. Bei neu errichteten Eigentumswohnungen dagegen sind die Kaufpreise weiter und sogar deutlich gestiegen – unabhängig von der Lage. Zu diesen Ergebnissen kommt der Gutachterausschuss, der alle Immobilien- und Grundstückskaufverträge des vergangenen Jahres analysiert hat.

Auffallend ist dabei, dass die Zahl der Käufe von bebauten Grundstücken deutlich zurückgegangen ist. Auch bei den Eigentumswohnungen ist ein starker Rückgang zu verzeichnen. Der Markt ist teilweise recht leer gefegt. „Wir haben einen gravierenden Mangel an bezahlbaren Einfamilienhäusern“, sagt Michael Scheffler, der seit über 40 Jahren als Immobilienmakler in Mülheim tätig ist. Im Alltag ist das deutlich zu spüren: Ein Standardhaus in ordentlichem Zustand mit einem Preis zwischen 380.000 und 420.000 Euro werde inzwischen problemlos innerhalb von 14 Tagen verkauft. „Stelle ich so ein Objekt Freitagabends ins Internet, habe ich am Montag oft schon bis zu 50 Bewerber“, beschreibt Scheffler die Nachfrage. Bei guten Eigentumswohnungen, selbst im Hochpreissegment, sehe es nicht viel anders aus. Hin und wieder überböten sich sogar Interessenten.

Viele Eigentümer verkaufen nicht

Viele Eigentümer, nennt Scheffler weitere Gründe für das geringe Angebot, verkauften auch nicht, weil sie nicht wüssten, was sie mit dem Geld machen sollen. Manche blieben zudem auch lieber in ihrem vielleicht zu großen Haus wohnen, weil sie doch nicht den Preis erzielen können, den sie sich vorstellen. Denn trotz Nachfrage werde nicht jeder Preis für ein älteres Haus gezahlt, dessen energetische Sanierung sehr aufwendig sei. Dass sich an der Marktlage etwas ändert, glaubt Scheffler nicht.

Andreas Weymanns von der FDL, der Immobilientochter der Sparkasse, sieht daher in Mülheim einen großen Bedarf an weiteren Neubauten. „Absolut gefragt sind Einfamilienhäuser als Reihenhaus wie als freistehendes Objekt, und das in ganz Mülheim.“ Schlechte Lagen gebe es kaum. „Wir haben nicht wie in anderen Städten das Nord-Süd-Gefälle.“ Am größten sei der Engpass bei Mehrfamilienhäusern, die viele als Kapitalanlage wünschten. „Angesichts der Null-Zinsen behalten viele Eigentümer die Objekte selbst“, so Weymanns. Noch einen Trend stellt man bei der FDL fest: In guten Lagen steigen die Quadratmeterpreise beim Erstbezug von Wohnungen über 3000 Euro. Es wird gekauft.

Die Marktentwicklung

650 bebaute Grundstücke wurden im vergangenen Jahr verkauft, 732 waren es im Jahr zuvor.

Die Zahl der neuerstellten Einfamilienhäuser fiel gegenüber 2014 um 21 Prozent. Lediglich 42 Objekte wurden verkauft.

Die durchschnittlichen Kaufpreise für neu erstellte Doppelhaushälften lagen zwischen 300.000 und 370.000 Euro.

622 Verkäufe von Wohnungen wurden 2015 registriert. Die durchschnittlichen Preise (Neubau) lagen je Quadratmeter zwischen 2200 Euro in mittleren und 2850 Euro in guten Wohnlagen.