Mülheim. . Das Kainkollektiv zeigt die Inszenierung „Aus aktuellem Anlass“ im Mülheimer Ringlokschuppen. Zwölf individuelle Beiträge zeitgleich in drei Räumen.
Ein Ensemble voller Solisten, ein Stück voller persönlicher Sichtweisen und ein Publikum, das nur einen Ausschnitt des Ganzen sehen kann. Kainkollektiv will all dies nehmen und zu einem Theaterabend aus einem Guss formen. „Aus aktuellem Anlass“ tun Fabian Lettow und Mirjam Schmuck das am 1. und 2. April, mit Künstlern, die sie in den zehn Jahren ihrer gemeinsamen Arbeit begleiteten, und im Ringlokschuppen, der für sie ein Heimathafen geworden ist, von dem aus sie in alle Welt aufbrechen.
Viel bewegt in der Theaterszene
Kennengelernt haben sie sich im Ringlokschuppen: 2004 war das bei einem Projekt unter der Leitung von Gotthard Lange. Dort brachten sie auch ihr erstes Stück auf die Bühne, 2005, im Discoraum. „Seitdem hat sich viel bewegt in der Theaterszene“, sagt Fabian Lettow, wohlwissend, dass sich auch viel getan hat bei Kainkollektiv. Chor- und Musiktheater hat das Kollektiv, das doch irgendwie keins ist, inszeniert und ein Jugendstück mit Liveanimation. Sie haben mit Künstlern aus Krakau, Kamerun und Kroatien gearbeitet, sind raus gegangen in den Stadtraum und haben (sich) ausprobiert, die Grenzen zwischen Theater, Performance, Konzert, Tanz, Video- und Soundkunst verwischend. Möglich sei dies auch durch den Ringlokschuppen und sein Team, das ihre Arbeit „nicht unkritisch“ begleitet habe.
„Sie hinterfragen das Spielsystem und brechen es, um die eigenen Mittel zu überprüfen“, sagt Matthias Frense, künstlerischer Leiter des Ringlokschuppens. Logische Konsequenz ist das für Fabian Lettow: „Die Wirklichkeit ist so kompliziert, dass wir von möglichst vielen Seiten auf sie zugreifen müssen.“ Nur so könne man sie sich erschließen. Denn, sagt Lettow: „Wir arbeiten im Bewusstsein, dass wir mit der Welt verwickelt sind und die Welt mit uns.“
Weggefährten versammelt
So hat Kainkollektiv in den vergangenen zehn Jahren mit Kunstschaffenden aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet. Eine Vielfalt, die sie nun abbilden möchten. Für ihre Retrospektive, die aber auf die Gegenwart blickt, haben sie deshalb zwölf langjährige Weggefährten versammelt; Musiker, Künstler, Schauspieler, Performer, Tänzer. „Kainensemble“ nennt es Mirjam Schmuck. „Mit jedem haben wir ein Solo erarbeitet“, wobei stets die „Autonomie der Künstler“ gewahrt werde.
Zwölf individuelle, persönliche Beiträge sind entstanden, die zugleich in drei Räumen gezeigt werden. Die Zuschauer werden während des ersten Teils des Theaterabends auf einer „Tour“ durch die Räume geführt. Eine Tour umfasst je vier Soli. „Die Leute wissen, zur selben Zeit passiert in anderen Räumen etwas, das sie nicht sehen“, sagt Fabian Lettow. Im medialen Zeitalter mit seiner Informationsflut zwingt Kainkollektiv sein Publikum, etwas zu verpassen. Verschiedene Schwerpunkte haben die einzelne Touren; es soll kein buntes Allerlei sein.
Im zweiten Teil des Abends folgt eine Inszenierung mit allen Akteuren, in der Kainkollektiv persönlich wird und sich erstmals mit Kain auseinandersetzt. Die biblische Figur ist für Mirjam Schuck eine höchstpolitische, die aktuelle Themen wie Flucht und soziale Verantwortung durchlebe. „Kain berührt lauter aktuelle Anlässe.“
Inszenierung zweimal ansehen
„Aus aktuellem Anlass“ wird Freitag und Samstag, 1. und 2. April, jeweils um 20 Uhr im Ringlokschuppen aufgeführt. Freitag wird bereits um 19.30 Uhr in das Kommende eingeführt; Samstag ist ein Gespräch im Anschluss geplant. Dabei kann es sich lohnen, die Inszenierung zweimal zu sehen und dann jeweils vier andere Soli zu erleben.
Karten kosten im Vorverkauf 12 Euro, erm. 6 Euro, und an der Abendkasse 15 Euro, erm. 8 Euro. Gruppen zahlen 5 Euro.