Vielleicht liegt es ein bisschen am guten Geist, der im Jugendstilhaus an der Althofstraße wohnt, dass es den Familienbetrieb Heimbuch noch immer gibt – und das in einer aussterbenden Branche. Mit Sicherheit hat es aber mit Geschäftssinn zu tun: In der vierten Generation führen die beiden Cousins Patrick und Tim Heimbuch das Unternehmen, das sich zum Spezialisten für Reprografie, Digital- und Offsetdruck, Plots, Kopien und Scanservice entwickelt hat. „Wir drucken und binden mit neuester Technik und jahrelanger Erfahrung“, lautet der Werbe-Slogan.
„Ich muss nur ganz kurz einen Auftrag aus dem Drucker holen, es eilt“, sagt Patrick Heimbuch. Eine Aussage zur Kundenfreundlichkeit, die das lange Überleben des Betriebes offenbar gesichert hat: „Wir gehen individuell auf jeden Auftrag ein“, sagt der 45-Jährige. Der Senior-Chef kommt um die Ecke und nickt: „Ja, ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben“, freut sich Jan-Dirk Heimbuch (75). 1963 habe er den Betrieb von seinem Vater Knall auf Fall übernommen. „Verschuldet“, wie er betont. Der Vater hatte sich offenbar mit Erneuerungsmaßnahmen übernommen.
An einem ganz anderen Standort, an der Delle, „ungefähr da, wo jetzt die Einfahrt zur Tiefgarage der Sparkasse ist“, sagt der junge Geschäftsführer, wurde die „Lichtpaus- und Kopieranstalt“ 1913 gegründet. „Da hat die Uroma Maria Heimbuch angefangen.“ Der Standort ist auf einem alten Stadtplan rot markiert, der im Ladenlokal hängt – an Ort und Stelle gedruckt, versteht sich. Historische Dinge mag Patrick Heimbuch. Froh darüber, „dass auch das Stadtarchiv hier manchmal arbeiten lässt“. Derweil wacht Maria Heimbach noch immer über die Geschicke – von einem schwarz-weiß Foto an der Wand blickt die alte Dame freundlich und selbstbewusst dem Urenkel über die Schulter.
Den Bedingungen des Marktes hat sich Heimbuch im Laufe der Jahre in einem schleichenden Prozess angepasst: „Der Familienbetrieb ist zusammengerückt. Wir haben uns personell und maschinell modernisiert und verkleinert.“ Zu Hochzeiten gab es 15 Beschäftigte, „jetzt sind wir noch sechs Leute, inklusive eines Auszubildenden zum Mediengestalter“. Patrick Heimbuch selbst hat noch Repro-Techniker gelernt. Maschinell ist das Unternehmen voll digitalisiert: kleinformatige Digitaldrucker und Großformatdrucker, Plotter sowie Geräte zur Weiterverarbeitung und Veredelung auf Folie, Dibond, Plexiglas, Leinwand und Banner stehen in den weitläufigen Geschäftsräumen. Mit der 63 Jahre alten Schneidemaschine gibt’s aber auch noch ein altes Schätzchen zu finden.
Namhafte Wirtschaftsunternehmen, Privat- und Geschäftsleute sowie Künstler lassen bei Heimbuch Unterlagen aller Art drucken. Im Ladenlokal treffen sich die Kunden, die sich untereinander schon kennen. „Das ist eine feine Sache.“ Das Kerngeschäft, sagt der Junior, „war immer die Dienstleistung für Architekten und Ingenieure.“ Das sei auch heute noch so, zwar nicht mehr in dem Ausmaß von früher. Denn auf diesen und anderen Feldern hat es Heimbuch mit einem übermächtigen Konkurrenten zu tun: Dem Internet – einerseits durch das Versenden von Unterlagen durch die ganze Welt, andererseits durch billige Netzdruckereien. Heimbuch kann mithalten: durch passende Lösungen und persönliche Kundenansprache.