Zum ersten Mal hat am Montagabend die Bürgerstiftung im Haus der Wirtschaft vor rund 100 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung einen Bürger für sein herausragendes Engagement zum Wohle der Stadt geehrt. Den Preis erhielt der Mülheimer Geodät Otmar Schuster. „Er hat die Welt nach Mülheim geholt und den Namen Mülheim in die Welt getragen“, sagte Jean-Yves Pirlot, Präsident des Council of European Geodetic Surveyors – Verband der europäischen Vermesser, in seiner Laudatio. Pirlot sprach von einem „Leuchtturm in Mülheim“.

Otmar Schuster ist Geodät, Vermesser. Das hört sich erst einmal nicht besonders spannend an, ist es aber. Erst recht, wenn man Otmar Schuster, dem Chef vom Geohaus Mülheim, zuhört. Er und sein Team haben unter anderem die Grenzen von Äthiopien, Nigeria, Albanien oder auch Saudi-Arabien vermessen. Vieles von dem, was in der Welt der Vermessung heute Standard ist, hat Schuster als Pionier auf den Weg gebracht. Er gehörte stets zu den mittelständischen Unternehmern, die sich nicht vom technischen Wandel treiben lassen, sondern ihn mit betreiben, wie Dr. Thomas Grünewald, Staatssekretär im NRW-Wissenschaftsministerium betonte.

Nun war Schuster mehr als nur ein Geodät, der es in der Branche zum Weltruf gebracht hat. Über Jahrzehnte, so Frank Lenz, Vorsitzender der Bürgerstiftung, habe Schuster die Stadt beraten, er habe den Trägerverein des Netzwerkes Zenit – eine Beratungsstelle für den Mittelstand – entscheidend mitgeprägt und Unternehmen Türen nach Europa geöffnet, und er hat sich für die Stiftung „Jugend mit Zukunft“ eingesetzt. Im Rahmen der Unternehmer-Treffen holte er Staats- und Regierungschefs wie führende internationale Wissenschaftler und EU-Kommissare in die Zenit-Villa an der Bismarckstraße, um dort über aktuelle Fragen zu debattieren. Lenz hat ausgerechnet, dass Schuster die Zeit von drei kompletten Jahren für Ehrenämter hergegeben hat. Bei manchen haben die Tage dann eben doch mehr als 24 Stunden.

Schuster erklärte, dass er früh erkannt habe, dass ihm ein kleines bisschen Selbstständigkeit wichtiger sei als eine große Abhängigkeit. Als Workaholic will er nicht gelten, wohl als jemand, der bürgerschaftliches Engagement mit seinem Lebensgefühl gleichsetzt, der Verbundenheit für überlebenswichtig hält.

Die Ehrung, so sieht es der Geodät angesichts des vielen Lobes, habe eigentlich nicht er verdient, sondern seine Frau, die „den Laden zusammengehalten“, drei Söhne und eine Tochter – Ingenieure und Mathematiker – bekommen und als kluge Beraterin stets im Hintergrund gewirkt habe.