Der Klimaschutz in Mülheim ist noch weit von dem Ziel entfernt, bis 2030 den Kohlendioxid-Ausstoß zu halbieren. In den vergangenen 20 Jahren ist es lediglich gelungen, das Klimagift um 17 Prozent zu reduzieren. „Wenn wir so weitermachen, erreichen wir das Ziel nicht. Wir brauchen eine Änderung, einen Paradigmenwechsel beim Klimaschutz“, sagt Peter ­Loef, Vorstandssprecher der Grünen – und Gründungsmitglied der neuen Bürgerenergiegenossenschaft Ruhr-West eG (BEG-RW). Um den Klimaschutz weiterzuentwickeln, so Loef, „müssen alle Akteure zusammenarbeiten: die Bürger, die Kommune und die lokale Wirtschaft.“ Die Energiewende soll in Bürgerhand.

Sicher habe man in Mülheim viel erreicht, es gibt die Klimaschutzinitiative und den energetischen Stadtentwicklungsplan. Aber: „Es gibt noch Potenziale“, so Peter ­Loef. Bundesweit bestehen 1000 Bürgerenergiegenossenschaften, „NRW ist da aber noch Schlusslicht“, sagt Peter Loef. Das soll sich ändern. Im Dezember hat das Land einen Klimaschutzplan verabschiedet, in dem das Ziel ausgegeben wurde, in NRW 100 neue Klimagenossenschaften zu schaffen. Mülheims BEG-RW wäre nun eine davon.

Es sind vier Säulen, auf die die 16 Gründungsmitglieder setzen. Stichworte sind „Mobile Wärmespeicher“, „Windenergie“ und „Wärme-Contracting“. Letzteres heißt: Die BEG-RW übernimmt für den Eigentümer die Investitionen für moderne Heizanlagen. Der Hauseigentümer räumt im Gegenzug der BEG-RW in einem Wärmelieferungsvertrag mit langer Laufzeit das exklusive Recht ein, seine Mieter bzw. die Liegenschaft mit Heizwärme und gegebenenfalls Warmwasser aus einer Zentralheizung zu versorgen. Dieses Geschäftsmodell kann sich die BEG-RW vor allem für kleinere Wohnquartiere vorstellen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrent zur Medl“, betont Loef. Die Medl hat bereits 30 Nahwärmegebiete entwickelt – „auf der Fläche Mülheims sind das aber gerade fünf Prozent“, so Loef. Zudem will die Genossenschaft Ende des Jahres die RWE-Anteile (49 %) an der Medl übernehmen. Das wäre die vierte Säule, ein ehrgeiziges Ziel. „Aber wir sind überzeugt, dass wir es schaffen können“, sagt Werner Helmich, Vorstandsmitglied der BEG-RW.

Mitmachen kann jeder Bürger – egal ob Eigentümer oder Mieter. 250 Euro kostet der kleinste Geschäftsanteil, nach oben hin gibt es keine Grenze. Angestrebt wird eine Beteiligungsausschüttung von zwei bis drei Prozent.