Die seit vielen Jahren anhaltende Benachteiligung des Ruhrgebietes bei der Versorgung mit Hausärzten soll abgebaut werden. „Wir brauchen eine schrittweise Annäherung an die anderen Regionen“, erklärte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens am Donnerstagabend beim „Forum Gesundheit 2016“ der Ärztekammer im Evangelischen Krankenhaus.
Unterstützung erhielt sie bei der Podiumsdiskussion von Bernhard Brautmeier, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Derzeit gilt das Ruhrgebiet als Sonderregion. Bedarfsgerechte Ärzteversorgung bedeutet hier, dass ein Hausarzt für 2134 Bürger zur Verfügung steht, in anderen Regionen sind es 1671 Einwohner auf einen Hausarzt. Steffens wie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein wollen beim Gemeinsamen Bundesausschuss in Berlin Druck machen, um eine Angleichung zu erzielen.
Gerade das Ruhrgebiet, zeigte der Vorsitzende der Ärztekammer Mülheim, Uwe Brock, auf, habe einen hohen und weiter steigenden Bedarf an ärztlicher Versorgung. In der Region lebten mehr ältere, kränkere, ärmere Menschen. All das erfordere mehr ärztliche Leistungen. „Es stellt sich die Frage, ob die Versorgungssituation für eine älter werdende Gesellschaft so noch ausreicht“, sagte Brock.
Der demografische Wandel wird begleitet von einem Wandel in der Ärzteschaft. Das Durchschnittsalter der Hausärzte liegt mittlerweile bei fast 54 Jahren. Bis zum Jahr 2030 scheidet in Mülheim ein Drittel der Hausärzte aus. Der Kampf um den Nachwuchs wird sich verschärfen. Bei der Ausbildung zum Facharzt, so Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft, konkurrieren zunehmend Kliniken und niedergelassene Mediziner. Ein großes Problem bleibe, so Brautmeyer, junge Mediziner für den Beruf des Hausarztes oder Allgemeinmediziners zu gewinnen. „Die meisten wollen heute Neurochirurg werden.“ Auch der Anästhesist steht weit oben in der Wunschliste. Von den etwa 1500 Facharztprüfungen vor der Ärztekammer Nordrhein sind gerade mal etwa 120 Prüfungen für Hausärzte.
Um den Beruf insgesamt attraktiver zu machen, müsste aus Sicht des Patientenbeauftragten des Landes NRW, Dirk Meyer, auch der Patient wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Behandeln statt verwalten müsse wieder in den Vordergrund rücken. Meyer wirbt für den Abbau bürokratischer Hemmnisse – im Interesse der Patienten.