Mülheim. . Die älteste und der jüngste Teilnehmer der Jahresausstellung der Mülheimer Künstler treffen sich vorihren Arbeiten im Kunstmuseum.

Eine alte Meisterin und ein junger Mediengestalter treffen vor ihren Werken im Kunstmuseum aufeinander: Mit 86 Jahren ist Ursula Graeff-Hirsch die älteste und Lukas Benedikt Schmidt (24) der jüngste Teilnehmer der Jahresausstellung Mülheimer Künstler, die am kommenden Sonntag zu Ende geht. 62 Jahre trennen die beiden Kreativen voneinander. Sie kennen sich nicht, stellen aber im Verlauf des Gesprächs fest, dass sie sich trotzdem viel zu sagen haben. Vor dem ersten Zusammentreffen haben sie sich über die Arbeiten des anderen schlau gemacht. „Ich fand es ganz witzig, als ich die große Fensterfassade im Hugo Kükel-Haus gesehen habe, die von Ursula-Graeff-Hirsch stammt.“ In dem Essener Berufskolleg hat Schmidt vor seinem Studium eine Ausbildung zum Mediengestalter gemacht. „Ach ja, das war früher ein Mädchengymnasium“, erinnert sich Ursula Graeff-Hirsch an das Gebäude, das sie mit Glaskunst gestaltet hatte, wie so viele Gebäude und Kirchen in den 1960er Jahren.

Die Kreativen aus den unterschiedlichen Generationen werden schnell warm miteinander, entdecken Gemeinsamkeiten, wie die, dass sie im weitesten Sinne Porträts malen. Beide am liebsten in Öl. Ursula Graeff-Hirsch hat mit den drei Figuren Marlene, Egon und Magdalena eine kleine Familie geschaffen – klar, grafisch und konstruktiv. Weich, fließend, teils ineinander verschwimmend und mit der Wahrnehmung spielend, sind die Porträts von Schmidt. Sie erinnern an die Bilder großer holländischer Meister. Jan Vermeer und Rembrandt gehören zu den Vorbildern des jungen Malers, der seit knapp zwei Jahren sein Atelier in der Galerie an der Ruhr hat. Im zweiten Semester studiert er Kommunikationsdesign an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Sein Wunsch ist es, die Kunst zu seinem Hauptberuf zu machen: „Aber man weiß ja nie, wie es einmal kommt“, sagt Schmidt.

Respekt vor dem Mut, freier Künstler zu werden

Ihr Leben lang war Ursula Graeff-Hirsch als Künstlerin selbstständig – als Glaskünstlerin abhängig von zumeist öffentlichen Aufträgen und dann auch als Malerin, die ihr Geld verdienen musste. Die 86-Jährige hat Respekt vor dem Mut, heutzutage freier Künstler zu werden, denn „der Beruf fordert einen zu 100 Prozent – aus Freude und auch aus Muss“. Der junge Kollege glaubt, dass man in der Berufswahl nicht wirklich frei sein könne. „Da ist ein gewisser Drang, schon seit früher Jugend wusste ich, dass ich das machen wollte.“ Ursula Graeff-Hirsch hat in ihren langen Schaffensjahren die Erfahrung gemacht, dass sich die Dinge des Lebens ähnlich einem Kaleidoskop oftmals zu einem neuen Bild zusammenschütteln. „Wenn man genau weiß, was man will, dann fügen sich die Sachen zusammen.“ Für den jungen Künstler mit Träumen und Wünschen kann diese Aussage nur motivierend und Mut machend sein.