Mülheim. Die Verwaltung schlägt jetzt vor, ein Gymnasium in der Innenstadt zu erweitern. Welches, ist noch offen.

In Mülheim werden bald deutlich mehr schulpflichtige Kinder leben als jetzt — und wesentlich mehr als erwartet. Grund dafür sind nicht nur die steigenden Flüchtlingszahlen. Auch die höhere Geburtenrate und Inklusionsquote wirken sich aus. Jüngste Prognosen der Verwaltung stellen daher die Schulentwicklungsplanung auf eine neue Basis. Zeitnahe Lösungen müssen her, um die nötigen Räume zu schaffen.

Laut einem aktuellen Bericht des Schulamtes, der diese Woche im Bildungsausschuss erörtert wurde, dürfte die Zahl der Grundschüler bis zum Jahr 2020/21 von derzeit 5466 auf 5762 steigen. Man erwartet also ein Plus von 5,4 Prozent. 62,6 Züge (von der ersten bis zur vierten Klasse) müssten die Mülheimer Grundschulen fassen, doch nur 61 Züge haben in bestehenden Gebäuden Platz. Am größten ist dabei das Raumdefizit in Dümpten.

Auch bei den älteren Kindern der Sekundarstufe I wird bis 2020/21 mit steigenden Zahlen gerechnet, nur an den Hauptschulen sind Rückgänge absehbar. Relativ wenig verändern dürfte sich noch an den Realschulen und an den Gesamtschulen, die eine begrenzte Aufnahmekapazität haben. Deutlich stärker wächst voraussichtlich der Platzbedarf an den örtlichen Gymnasien: Wo momentan 20,9 Züge der Sekundarstufe I untergebracht sind, rechnet die Verwaltung bereits in fünf Jahren mit rund 22 Zügen. Aber schon heute, darauf verweist Schulamtsleiter Uwe Alex, reicht die Gebäudekapazität eigentlich nur für 18,5 Züge. „Die Gymnasien“, so Alex, „haben jetzt schon Engpässe und werden noch größere Probleme bekommen.“

Daher schlägt die Verwaltung nun unter anderem vor, eines der drei Innenstadtgymnasien räumlich zu vergrößern. Welche Schule dafür in Frage kommt, soll mit Unterstützung des städtischen Immobilienservice geprüft werden, sobald dort wieder personelle Kapazitäten verfügbar sind, erklärt der Schulamtsleiter. Kriterium sei dann nicht die aktuelle Beliebtheit eines Gymnasiums gemessen an den Anmeldezahlen, sondern entscheidend sei allein die Frage: „Wo kann man baurechtlich und bautechnisch überhaupt noch erweitern?“ Bis die neuen Räume bezugsfertig sind, werde es „realistisch drei Jahre dauern“.

Die Prognosen der Verwaltung, bei denen die zusätzlichen Seiteneinsteiger-Klassen für Flüchtlingskinder noch gar nicht berücksichtigt wurden, sind keine sicheren Daten, zeigen aber Tendenzen, für die die Stadt sich zeitig rüsten will. Als weitere Maßnahmen schlägt das Schulamt Grundschulerweiterungen in Dümpten sowie die Herrichtung der ehemaligen Hauptschule an der Kleiststraße vor.

Auch personell wird es eng

Um zusätzliche Klassen einzurichten, um mehr Kinder und Jugendliche unterrichten zu können, benötigt man nicht nur mehr Räume, sondern auch das entsprechende Personal. Hier könnten sich in näherer Zukunft weitere Engpässe ergeben, auf die Schulrätin Heike Freitag in der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses hinwies. „Das Problem ist: Wir haben keine Lehrer“, sagte sie.

Ihrer Einschätzung nach werde die Umstellung der Lehrerausbildung vom früheren Staatsexamen auf den Masterstudiengang dazu führen, dass nicht genügend Referendare rechtzeitig fertig werden, um den Bedarf der Schulen zu decken. Über schätzungsweise anderthalb Jahre werde sich diese Lücke erstrecken.

Personalintensiv sind vor allem die Seiteneinsteiger-Angebote für schulpflichtige Asylbewerber. Nach vorsichtigen Schätzungen für das Jahr 2016 erwartet die Verwaltung, dass 24 zusätzliche Förderklassen für jeweils maximal 18 Schüler eingerichtet werden müssen. Der Lehrerbedarf berechnet sich nach dem üblichen Schlüssel, abhängig von der Schulform, plus einer halben Stelle extra pro Förderklasse.

Mit Blick auf die Personalausstattung der Seiteneinsteigerklassen äußert sich die Schulrätin optimistisch: „Bislang sind wir hier in Mülheim sehr gut aufgestellt, und ich hoffe, dass es auch so weitergeht.“