Mülheim.. Gegen den Landestrend gingen die Zahlen in Mülheim zurück. Auch Zahl der Schwerverletzten nimmt ab. Polizei setzt weiter auf Prävention und Opferschutz

Wenn zum Jahresbeginn in Düsseldorf die Verkehrsunfallbilanz des Landes vorgestellt wird, geben zeitgleich auch die Polizeibehörden ihre Zahlen bekannt. Verglichen mit dem Landestrend sieht sich das für Mülheim zuständige Polizeipräsidium Essen gut aufgestellt: Die Unfallzahlen gehen insgesamt zurück, in Mülheim gar um 2,7 %, während landesweit 3,6 % mehr Unfälle vermeldet wurden.

Schaut man sich die Unfälle mit Verletzten an, gibt es in Mülheim gar einen Rückgang von 7,5 % (NRW -2,1 %). Dabei waren im vergangenen Jahr mit 110 147 Fahrzeugen fast 2000 Autos/Zweiräder mehr als 2014 in Mülheim zugelassen.

Mehr Unfallfluchten

Trotz der positiven Entwicklung betonte Polizeipräsident Frank Richter: „Hinter jedem Toten und jedem Schwerverletzten steckt ein Schicksal.“ Die Unfallzahlen zu vermindern, daran werde die Polizei auch künftig mit hoher Priorität arbeiten; mit repressiven Maßnahmen wie der Verkehrsüberwachung, aber auch mit präventiven Angeboten. Richter nannte als Beispiele so unterschiedliche Projekte wie Radfahrkurse für Flüchtlinge oder Crash-Kurse für Jugendliche. „Prävention und Opferschutz halte ich für ausgesprochen wichtig.“

5635 Unfälle gab es im vergangenen Jahr auf Mülheims Straßen. Dabei erlitten 72 Menschen schwere Verletzungen (2014: 76); leicht verletzt wurden 409 Menschen, im Vorjahr waren es noch 443. Kein Mülheimer Verkehrstoter musste 2015 beklagt werden. Zum Vergleich: 2014 starben auf Mülheims Straßen zwei Menschen. Und in der Nachbarstadt Essen kamen im Vorjahr zehn Menschen bei Unfällen ums Leben (2014: drei Verkehrstote).

Einen Grund für die vergleichsweise günstige Entwicklung in Mülheim sieht Polizeidirektor Dittmar Hoga im konsequenten Einschreiten der Polizei in den letzten Jahren, aber auch in der besseren Ausstattung der Fahrzeuge. Doch auch ein modernes Auto ändert nichts an den Hauptunfallursachen: Fehler beim Abbiegen/Wenden, bei der Vorfahrt und zu geringer Abstand, erhöhte Geschwindigkeit und Alkohol/Drogen am Steuer.

Zahl der verunglückten Kinder gesunken

Die Zahl der Unfallfluchten ist auf 1234 Fälle gestiegen, bei der Aufklärungsquote liegt die Polizei mit 44,33 % unter dem Landesschnitt (47,24 %). Kamen Menschen bei einem Unfall mit späterer Flucht zu Schaden – 34 Mal war das der Fall – ist die Aufklärungsquote mit 82,35 % deutlich höher.

Fußgänger, Radfahrer, Kinder und Senioren sind die schwächsten Teilnehmer im Straßenverkehr und daher besonders gefährdet. Doch auch hier, so Hoga, sind die Zahlen „erheblich günstiger als im Landesschnitt“. Die Zahl der verunglückten Kinder sank um fast 29 % (von 52 in 2014 auf 37) – landesweit sank die Zahl um 5,5 %. Um fast 10 % ging die Zahl der verunglückten Senioren über 65 Jahre (von 71 auf 64) zurück.

87 Radfahrer waren 2015 in Unfälle verwickelt, ein Rückgang von 9,4 %. Mit 80 Fußgängern verunglückten zwei Passanten mehr als in 2014. Hoga erwähnt aber auch, dass 18 der Fußgänger und sogar 39 der Radler den Unfall selbst verursacht haben.

Aggressives Verhalten im Verkehr wird nicht geduldet

Wie weit aggressives Verhalten im Straßenverkehr wie Drängeln zu mehr Unfällen geführt hat, wirft die Verkehrsunfallstatistik nicht aus. Die Unfallursache „(mangelnder) Abstand“ hat indes um 10,4 % zugenommen.

Wenn die Polizei feststelle, dass aggressives Verhalten Unfallursache sei, stehe man stets im Austausch mit der Straßenverkehrsbehörde, so Hoga. Das könne bis zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung gehen.