Zeppeline sind seit den 1930er-Jahren nicht nur am Mülheimer Himmel zu sehen. Auch auf Schienen „flog“ ein solch besonderes Fahrzeug durch die Stadt. Gleich mehrere Leser haben uns dazu umfangreiche Ausarbeitungen geschickt, die wir zusammenfügen.
„Das ist der so genannte Schienenzeppelin, ein Schnellzug, der aus dem Prototypenstadium nicht herauskam. Der Grund ist simpel: Er besaß als Antrieb einen Flugzeugmotor, gekoppelt an einen Druckpropeller im Heck“, schreibt Jens Heun. „Verständlich, dass den Leuten bei Einfahrt des Zuges auf dem Bahnsteig nicht nur der Hut hochging. Der Zug besuchte 1931 Mülheim.“
„Das Foto zeigt ein technisches Unikat: den von einem Heckpropeller angetriebenen ,Schienen-Zeppelin’ unter der Brückstraßen-Brücke“, ergänzt Klaus Schröter. „Im Hintergrund ist links die Malzfabrik Mohr und rechts von den Gleisen unter der Brücke die damals noch von Bäumen gesäumte Rampe der Heißener Straße parallel zur Bahn zu erkennen.“
Sehr wahrscheinlich sei das Bild am 28. Juli 1931 entstanden. „Das vom Ingenieur Franz Kruckenberg konstruierte, futuristische Schienenfahrzeug unternahm damals im Auftrag der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft Versuchsfahrten durch ganz Deutschland und kam auch durch Mülheim.“
Obwohl der Schienen-Zepp auf einigen Streckenabschnitten immerhin stolze 230 km/h erreichte, blieb eine Serienbeschaffung aus. Das Fahrzeug wurde 1939 verschrottet. „Der Zustand war für eine museale Erhaltung durch zwischenzeitliche Umbauten zu schlecht“, sagt Klaus Schröter.
Am 10. Mai 1931 schaffte der Schienenzeppelin zwischen Plockhorst und Lehrte 205 km/h, schreibt Martin Menke. „Bei der Fahrt von Hamburg nach Berlin am 21. Juni 1931 erreichte er die für damalige Verhältnisse sensationelle Rekordmarke von 230 km/h. Dieser Rekord auf Schienen hatte fast 25 Jahre Gültigkeit.“
Menke kennt auch die Mülheim-Durchfahrt von Styrum nach Heißen am 28. Juni 1931 an der Brück- /Scheffelstraße. „Im Hintergrund links steht das Stellwerk ,Ot’ (Ost-Turm) des heutigen Hauptbahnhofs. Die Fabrik (Kotthaus und Bruchhaus, linker Bildrand) hatte Anschluss zur Rheinischen Bahn von Speldorf nach Heißen, deren Streckengleise man im Vordergrund erkennt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die gesamte Strecke nach Heißen, wie heute wieder, viergleisig“, erklärt Menke.