Mülheim. . Musik zum Mitsingen bietet die Reihe „Am Lagerfeuer“ im Medienhaus. Das Publikum findet es offenkundig prima und zeigt sich äußerst textsicher sowohl bei Schlagern als auch bei Beatles-Songs.

Gisela Denkhaus und Karin Kaldenhoff sind heute nur aus einem Grund hier: „Um die Schlager von früher mitzusingen!“ Am Freitagabend im Medienhaus gibt’s reichlich Nachschlag: Peter Kraus, Peggy March, aber auch Beatles. „Das war unsere Zeit“, sagen die Frauen und klatschen begeistert los – so wie rund 200 weitere Besucher.

„Am Lagerfeuer“ nennt sich das Mitmachvergnügen. Überwiegend älteres Publikum hat sich im kleinen Saal auf der dritten Etage eingefunden. Klingt erst einmal nach betulicher Knister-Romantik, anbrennen lassen die Musiker aber nichts.

Die Sonny Boys legen mit Hits aus den 50er und 60er Jahren los: „Dann fahr’n wir ins nächste Tanzlokal, du bist lieb so wie beim ersten Mal, um Mitternacht lass ich den Motor an und bring’ dich heim so schnell ich fahren kann“. Und der randvolle Saal legt nach: „Oh-ho, Motorbiene!“ Mitsingen kann hier eigentlich jeder, und das machen die meisten auch, selbst wenn sie nicht in den 50ern groß geworden sind, denn die Texte werden an die Wand projiziert. Da werden sogar Songs von den Beatles und Neil Diamond gesanglich gemeistert – und ob die Aussprache bei jedem so sitzt, hört man in der Gruppe eh nicht mehr heraus. Ist ja keine Casting-Show, sondern einfach ein Gaudi.

Hanna und Gregor Puck haben erst am Mittwoch von der Party erfahren und sind auf gut Glück mal vorbeigekommen: „Wir wollten das ausprobieren – es gefällt uns sehr gut!“ Nicht nur ihnen, denn das Lagerfeuer grassiert in Mülheim schon eine Weile mit so viel Erfolg, dass die meisten Gäste schon eine halbe Stunde früher anstehen, um noch reinzukommen. Schließlich muss das Medienhaus die Besucherzahl aus Platzgründen auf 200 begrenzen. Die Mischung für den gemeinsamen Singsang stellt Klaus Schlichte zusammen.

So gibt’s Rock’n Roll-Schlager von den Sonny Boys, Sologitarrist Ralf Müsgen greift zu ruhigeren Tönen von Neil Diamond und Cat Stevens. Dass der sich in der einen oder anderen Nummer auf dem Griffbrett verirrt, ist Müsgen aber sichtbar unangenehmer als den Zuhörern. „Wenn der Wurm drin ist, ist der Wurm drin“, meint der Gitarrist verschmitzt – und legt wohl mit einem Schuss Selbstironie noch einen Beatles-Song nach: „Let it be.“ Verspieler spielen heute aber keine Rolle. Das Publikum jedenfalls applaudiert warmherzig über die kleinen Pannen hinweg. „Es ist ein tolles Programm“, schwärmt Karin Kaldenhoff, die zum zweiten Mal hier ist – „allein schon das Mitmachen …“ Gisela Denkhaus schwelgt in Erinnerungen und erzählt, wie sie Peter Kraus einst ein Autogramm abluchste.

Organisator Klaus Schlichte ist selbst Musiker in der Band „The Amazing Years“, und wollte „was machen, weil die Situation für Musiker in Mülheim eher traurig ist“. Beim Konzept knüpfte man an Mülheimer Traditionen an: Wie bei den beliebten Singabenden von Anja Lerch in der VHS steht der Gesang im Vordergrund, „ohne Schlagzeug und Keyboard“.

Finanziert wird das Ganze durch den Hut – ähnlich wie zu den Mittwochskonzerten auf der Freilichtbühne. Der Hut ist auch ein Barometer dafür, wie es dem Publikum gefallen hat, meint Schlichte. Wenn das so ist, müsste der Hut an diesem Abend reichlich gefüllt sein, denn als Schlichte mit „Amazing Years“ losrockt, brennt der Saal bei „Sternenhimmel“ und „Walking on Sunshine“ – natürlich nur symbolisch.