Mülheim. An der Realschule Broich müssen 300 Schüler seit Jahren in Containern lernen, die auch die Stadt „beklagenswert“ nennt. Suche nach einer Lösung
Die Realschule Broich ist eine gefragte Schule. Sie bietet Schwerpunkte in Naturwissenschaften und in Englisch, sie ist Europa-Schule mit Kontakten in 14 Ländern. Doch in vielen europäischen Staaten würde man sich wundern, wie Schüler in Deutschland zuweilen untergebracht sind. Seit Jahren müssen rund 300 Jugendliche der Realschule in Containern lernen. „Das war mal als Notlösung gedacht“, sagt Schulleiter Wolfgang Dahmen.
An die 900 Schüler werden an der Realschule unterrichtet, jeder von ihnen durchläuft eine „Containerzeit“. Alles sehr eng, niedrige Decken, 30 Jugendliche müssen sich in einen Raum drängen. Dabei wird nicht einmal von Schülerseite „gemeckert“. Man erträgt es. Aber der Schulleiter betont: „Hier fehlt einfach die Wertschätzung gegenüber Schülern und Lehrern.“ Man wolle keine Luxuslösung, aber der jetzige Zustand sei auf Dauer nicht hinnehmbar.
Ganz ohne Container kommt die Stadt an mehreren Schulen nicht aus. An einigen Standorten wird es sehr eng, auch durch die vielen Flüchtlingskinder, die jetzt aufgenommen werden müssen.
An der Otto-Pankok-Schule wie an der Gustav-Heinemann-Schule nutzen und nutzten Schüler Pavillons, deren Zustand noch als gut bezeichnet wird. Mit dem Neubau wird das OP-Gymnasium darauf bald verzichten.
Die Schulen am Oemberg und an der Lehnerstraße können auf intakte Pavillons zurückgreifen. So hart wie die Broicher trifft es keinen. In der Stadtverwaltung kennt man die Sorgen. „Das war so nie vorgesehen“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels und gesteht ein: „Die Container in Broich sind in einem beklagenswerten Zustand.“
Sie stammen noch aus der Zeit, als das Schulzentrum, zu dem auch das angrenzende Gymnasium gehört, saniert wurde und zum Ausweichen Räume aufgestellt werden mussten. Aus der Not- ist eine Dauerlösung geworden. Gleichzeitig expandierte die Schule: „Wir haben inzwischen in fast jedem Jahrgang fünf Klassen, dabei sind wir ursprünglich nur auf drei ausgerichtet“, sagt Dahmen.
Der städtische Immobilien-Service würde lieber heute als morgen den Broichern ein besseres Quartier bescheren. Deren Chef Frank Buchwald erinnert jedoch an den Kämmerer, der der Politik drei Optionen für e i n e machbare Investition zur Auswahl vorgeschlagen hatte: Neubau für die Schule in Broich oder für das Wennmann-Bad in Heißen oder die Sanierung der VHS. Der Rat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit Mehrheit für den Vorschlag von SPD/Grünen ausgesprochen, das Geld in ein neues Bad zu investieren.
Norbert Mölders, Vorsitzender des Bildungsausschusses, blickt skeptisch in die Zukunft: Der Druck auf Schulen wird mit zunehmenden Schülerzahlen wachsen. „Woher sollen wir Schulraum nehmen?“, fragt er angesichts der Finanzkrise. Die Politik will Lösungen suchen, doch große Hoffnungen macht Mölders nicht: „Ich fürchte, die Zeiten werden eher noch schwieriger werden.“