Mülheim. . Die Betreiber der Mülheimer Kinos freuen sich über ein tolles Ergebnis. EM-Jahr 2016 wird wohl schwieriger.

Kein großes Fußballturnier, etliche zugkräftige Titel, ein feucht-kühler Sommer: Aus dieser Kombination konnten die Lichtspielhäuser 2015 kräftig Honig saugen. Das gilt auch für die Filmpassage Mülheim. „Es war ein sehr, sehr gutes Kinojahr“, sagt deren Geschäftsführerin Anja Thies, „abwechslungsreich, spannend, aber auch lukrativ.“

Um mehr als 26 Prozent sei die Besucherzahl gegenüber 2014 gestiegen. Insgesamt kamen rund 140.000 Zuschauer in die Filmpassage. „Laut dem vorherigen Betreiber K-Motion wurde dieses Ergebnis noch nie erreicht“, so hörte es Anja Thies, die das Forum-Kino seit Oktober 2013 führt, kürzlich am Rande der Münchner Filmwoche.

Allein im Sitzsack-Saal, den bislang kein anderes Lichtspielhaus der Umgebung anbietet, hätten sich übers Jahr 11.000 Gäste niedergelassen, „eine tolle Größe“, da doch nur 42 Großkissen pro Vorstellung zur Verfügung stehen.

Neue Zielgruppen ansprechen

Neben dem regulären Programm seien auch die verschiedenen Sonderformate erfolgreich gelaufen, als Beispiele nennt Anja Thies die „Nacht der Frauen“ mit Begrüßungssekt, den nachmittäglichen „Kaffeeklatsch“ und insbesondere auch die Sonntagsmatineen mit Naturdokumentationen, die man ausbauen wolle. Denn gerade zu solchen Veranstaltungen kämen auch Leute, die nie zuvor in diesem Lichtspielhaus waren.

„Selbst Menschen aus Mülheim haben teilweise noch nicht mitbekommen, dass es hier im Forum ein Kino gibt“, erklärt die Geschäftsführerin. Sie hätten nach wie vor zu kämpfen, die Zahlen seien gut, aber „weiterhin ausbaufähig“. Mit Blick auf kommende Programmhighlights 2016 wie „Batman vs. Superman“ oder „Ice Age 5“ erhofft sich Anja Thies ein gutes Jahr, das aktuelle Ergebnis sei aber schwer zu schlagen. Auch werde die anstehende Fußball-EM den Ticketverkauf wochenlang mindern.

Um neue Zielgruppen anzusprechen, die man bislang nicht im Forum-Kino sieht, denkt sie darüber nach, „anspruchsvolle Unterhaltungsfilme“ laufen zu lassen. Aktuelles Beispiel wäre „The Danish Girl“, den sie sich gut in ihrem Haus vorstellen könnte.

Im Gegensatz zu Cinemaxx und Rio veröffentlicht die Chefin der Filmpassage ihre Besucherzahlen und nennt auch ohne Scheu, eher amüsiert, den absoluten Flop des Jahres 2015: Den Stalkerkrimi „The Perfect Guy“ wollten nicht mehr als zwei Leute sehen.

Im Mülheimer Cinemaxx lief es „großartig“

Auf ein „großartiges Kinojahr“ blickt auch das Cinemaxx zurück. Filme wie „50 Shades of Grey“, „Minions“ oder der neue Bond hätten „regelrechte Hypes“ hervorgerufen, erklärt das zentral in Hamburg ansässige Unternehmen.

Nicht zu vergessen: der Mitte Dezember gestartete Star-Wars-Streifen. Nach Aussage von Ulrich Staats, Theaterleiter des Cinemaxx Mülheim, zieht das Weltraumabenteuer immer noch zahlreiche Zuschauer. Und: „Das Weihnachtsgeschäft 2015 war für uns das erfolgreichste seit zehn Jahren.“

Horrorfilme haben überwiegend weibliches Publikum

Genaue Besucherzahlen veröffentlicht Cinemaxx seit seinem Rückzug von der Börse im April 2014 jedoch nicht mehr. Zu den technischen Neuerungen gehörte im Oktober die Einführung des E-Tickets, mit dem man sich das Schlangestehen an der Kasse spart.

Seinem Motto „mehr als Kino“ will das Cinemaxx auch 2016 treu bleiben. Live-Übertragungen etwa aus Opernhäusern brächten „stetig wachsende Besucherzahlen“.

Der Fußball-EM im Frühsommer blickt Ulrich Staats entspannt entgegen: „So ein Event haben wir doch alle zwei Jahre.“ Man könne auch wenig gegen die vorhersehbare Flaute tun, weil die Verleiher in solchen Zeiten keine attraktiven Filme herausbringen. Nur der Gruselstreifen „The Conjuring 2“ startet Mitte Juni, für manche eine Alternative zum Fußball: „Horrorfilme“, so Staats, „haben ein überwiegend weibliches Publikum.“

Filmtheater Rio konnte sein Niveau halten

Seinen Platz in der hiesigen Kinoszene behauptet auch das Rio im Medienhaus, das zu den Essener Filmkunsttheatern gehört. Deren Geschäftsführerin Marianne Menze erklärt, die Besucherzahlen seien 2015 auf dem selben Niveau wie im Vorjahr geblieben. „Die Mainstream-Häuser verzeichneten starke Anstiege, für die Arthaus-Kinos gilt das aber nicht.“

Der einzige Saal im Rio, 80 Plätze, ist zwar digitalisiert, doch der Projektor gehöre zur älteren Generation, so Menze. In Kürze soll ein moderneres Modell angeschafft werden, „denn viele Filme, die wir spielen möchten, bekommen wir für das Gerät gar nicht mehr“.

Mit Spannung erwartet sie persönlich „Das Tagebuch der Anne Frank“. Der Film startet im März und soll auch ins Rio kommen.