Mit der Zahl der Flüchtlinge stieg im vergangenen Jahr auch die Zahl der Helfer, die sich für die Neuankömmlinge in der Stadt einsetzen. „Vor etwa einem Jahr bildeten sich verschiedene Gruppen von Ehrenamtlichen, die etwas tun wollten“, erinnert sich Annette Faßbender vom Flüchtlingsreferat des Evangelischen Kirchenkreises. „Also haben wir überlegt, wie wir den Menschen das Rüstzeug für ihr Engagement mitgeben können.“ Es entstanden Broschüren und später die Fortbildungsreihe „Ich will’s wissen“. Die ersten 20 Teilnehmer haben die insgesamt sechs Seminare, die über sechs Monate in der Styrumer Lukaskirchengemeinde stattfanden, nun abgeschlossen.
Der erste Ansatz war, den Freiwilligen Fakten zu vermitteln. „Viel wichtiger ist aber, seine eigene Haltung zu überprüfen“, weiß Annette Faßbender. Und das haben Marlies Pesch-Krebs, Bettina Ossyra-Heinzen, Monika Meyer und Ute Krauß getan. „Ein Schlüsselerlebnis war der Abend, an dem wir ein Lied vorgespielt bekamen“, erinnert sich Bettina Ossyra-Heinzen. „Es hörte sich an wie afrikanischer Gesang, sehr melancholisch.“ Am Ende verteilte Annette Faßbender die Liedtexte in der Runde. „Und siehe da: Es war ein bayerisches Volkslied, in dem es um Kartoffeln ging“, lachen die Frauen. „Das hat uns gezeigt, dass es wichtig ist, nicht mit vorgefertigten Meinungen an eine Aufgabe heranzugehen.“ Über die Kirchengemeinde Broich/Saarn, in der sie sich regelmäßig zum Frauenfrühstück treffen, haben Bettina Ossyra-Heinzen, Ute Krauß und Monika Meyer zum Ehrenamt gefunden. „Nun unterrichten wir Deutsch in Flüchtlingsunterkünften“, berichtet Ute Krauß. Monika Meyer hat zudem die Patenschaft für eine Familie aus Eritrea übernommen. Marlies Pesch-Krebs hatte bereits mit Kindern in einer Unterkunft gearbeitet. „In dem Seminar wollte ich gerne mehr Hintergrundwissen erlangen und in Austausch mit Anderen kommen.“ Auch Raum für Diskussionen habe es in der Runde gegeben.
So lernten sie in der Gruppe von 17 Frauen und drei Männern Wissenswertes zu verschiedenen Themenkomplexen. Experten referierten etwa zur rechtlichen Situation: Was passiert in einem Asylverfahren? Was kann ich tun, wenn mein Asylantrag abgelehnt wird? Schließlich begleiten die Ehrenamtlichen die Asylsuchenden häufig zu Behörden. Interkulturelle Herausforderungen oder der Umgang mit Traumata sind ebenso Themen der Fortbildung. „Interessant war, Hintergründe aus den Herkunftsländern der Menschen zu erfahren“, sagt Marlies Pesch-Krebs. Referenten gaben Infos über Eritrea und Albanien und beantworteten damit die oft gestellte Frage: Was treibt Menschen dazu, ihre vertraute Umgebung zu verlassen und sich auf eine gefährliche Schleusung einzulassen? „Wichtig war es auch zu erkunden, wo meine eigenen Grenzen liegen“, resümiert Monika Meyer. „Und sich bei aller Hilfsbereitschaft nicht selbst zu überfordern.“