Saarn. . Bewohner der Campingplatzsiedlung sehen der Anordnung des Bauministers gelassen entgegen. Es gibt noch Käufer, obwohl kein Dauerwohnen erlaubt ist.

Panik ist am Entenfang nicht angesagt. Die Bewohner der Siedlung reagieren eher enttäuscht und sauer auf die Mitarbeiter im Landesbauministerium, die das Wohnen dort nicht mehr dulden: „Da will sich einer profilieren und meint, er müsse durchsetzen, was er uns nicht gönnen will“, sind mehrere gleichlautende Aussagen im Verwaltungsgebäude des Campingplatzes zu hören. „Die Stadt Mülheim hat jetzt den ,Schwarzen Peter’ und soll unsere Vertreibung durchsetzen. Aber wir haben bereits andere Aktionen dieser Art überstanden.“

Im Vorraum trifft Horst Pollei einige Nachbarn und schaut nach seiner Post. „Ich gehe hier nicht mehr weg. Ich lasse mich doch nicht aus meiner geliebten Natur in eine Stadtstraße versetzen“, sagt Pollei. Einige Meter weiter steht vor einem Haus der Hinweis „zu verkaufen“. „Es gibt dafür immer noch Interessenten, die hier leben möchten“, weiß Dietlinde Warner. „Ob Erstwohnsitz- oder Dauerwohnverbot: Die Leute sind klar darüber informiert – aber es hält sie nicht davon ab, in unsere Siedlung zu ziehen“, sagt Warner, die mit ihrem Mann bereits 1982 zum Entenfang zog. „Uns hat es am Waldschlösschen nicht mehr gefallen. Hier sind wir nahe am Wasser und im Grünen. Hier kommen sogar fünf Pflegedienste ins Haus.“

Sie hat sich mit ihrem Mann Colin am Rande der Siedlung ein privates und ein Gästehaus gebaut. Vor Weihnachten haben die Warners sich eine neue Einbauküche und ein neues Bad gegönnt. „Das war nach 30 Jahren fällig – für eine fünfstellige Summe. Bisher haben wir schon zwei Versuche überstanden, uns das Wohnen hier zu verbieten. Wir überstehen auch den nächsten Versuch. Nur die Aufregung ist lästig und muss nicht sein“, meint Dietlinde Warner.

500 Erstwohnsitze

„Das läuft alles nicht mehr fair. Es geht doch nur um mehr Einnahmen für Städte und das Land“, erklärt Dieter Harsveldt, Betreiber der Anlage am Entenfang. „Bei 500 gemeldeten Erstwohnsitzen bekommt die Stadt Mülheim 500. 000 Euro Schlüsselzuweisung und dazu die Grundsteuer B. Melden Leute ihren Erstwohnsitz in einer anderen Kommune an, fehlt das Geld in Mülheim. Mit einer Zweitwohnungssteuer ist das nicht auszugleichen“, rechnet Harsveldt vor.

Er weise die Leute darauf hin, dass es kein Dauerwohnrecht in seiner Campingsiedlung gebe. „Andere Kollegen in Wesel locken dagegen Camper mit solchen Dauerzusagen. Wenn das Dauerwohnen hier beendet werden soll, dann muss es für alle Campingplätze eine Gleichbehandlung geben“, fordert Dieter Harsveldt.

Fest steht: „Wir erfüllen in der Anlage bereits fast alle feuer- und baupolizeilichen Vorgaben. Alle 40 Meter ein Feuerlöscher. Hydranten für Löschwasser, Trinkwasserleitungen, Abwasserleitungen, Gas-, Strom und Telefonanschlüsse, haben wir mit der Stadt Duisburg geregelt“, sagte Harsveldt. Die Stadt Mülheim kümmere sich noch nicht einmal um den Winterdienst auf der ihr gehörenden Zufahrtsstraße.

Andreas Baldus hat mit seiner Frau auf seiner gepachteten Parzelle mehr als 100 .000 Euro in schicke Holzbauten investiert. „Wir fühlen uns mit den Nachbarn hier wohl. Es gibt eine gute Sozialkontrolle. Wer will das schon aufgeben?“, fragt Baldus. „Wenn es nur um einen anderen Erstwohnsitz geht, dann werden viele den sofort verlegen, aber hier nie wegziehen. Es geht doch nur um die Umverteilung von kommunalen Einnahmen. Aber für mehr Kontrollpersonal hat der Kämmerer nichts übrig. Das ist sinnloser Ärger.“

CDU attakiert Minister: verantwortungslos

Während die meisten Bewohner der Entenfangsiedlung gelassen darauf warten, was Bauamtsmitarbeiter als Ministeranweisung umsetzen müssen, bezeichnen örtliche Christdemokraten dieses als „verantwortungsloses Handeln“. Das „behutsame Verhalten der Mülheimer Bauverwaltung zusammen mit dem Rat“ bringe dieser Erlass vom Dezember 2015 „unnötig in Gefahr“. „Mit dieser Lex Mülheim hat NRW-Minister Groschek unter dem Vorwand, in die planungsrechtliche Neuregelung für die Entenfang-Campersiedlung eingreifen zu müssen, verantwortungslos gehandelt. In keiner anderen vergleichbaren Kommune geht man so mit Campingplatz-Bewohnern um“, erklären Christina Kaldenhoff, planungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, und CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Michels.

Mit diesem Erlass sei „ein gravierender Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung dokumentiert“. Das Bebauungsplanverfahren müsse fortgesetzt werden.