Von den früherer 16 Lichtspieltheatern, die die Mülheimer besuchten, sind nur die „Filmpassage“, das „Rio“ und das „Cinemaxx“ geblieben. Aber was flimmerte damals über die Leinwände der örtlichen Kinos? Welche Filme waren angesagt? War das Kino einst auch gesellschaftlicher Treffpunkt sowie Rückzugsort für Verliebte? Die Mitarbeiter des Stadtarchivs möchten mehr Licht ins Dunkel der Kinosäle bringen und Mülheims Kinogeschichte aufarbeiten. Dazu fehlen allerdings Dokumente und Fotos, die wahrscheinlich noch in privaten Alben unentdeckt schlummern. Wer kann den Stadtarchivaren helfen?

„In unseren Sammlungsbeständen sind im sehr bescheidenen Umfang Unterlagen zur Kinogeschichte enthalten“, sagt Jens Roepstorff. „Darum möchten wir die Leser dazu aufrufen, uns alte Fotos, Programmhefte, Plakate, Festschriften etc. zu überlassen oder sie uns zur Digitalisierung zur Verfügung zu stellen. Die Originale geben wir zurück, obwohl es aus unserer Sicht wünschenswert wäre, wenn dem Stadtarchiv die Originale dauerhaft überlassen würden“, sagt der Archivar.

Roepstorff hat ebenfalls gehört: „Es soll zum Beispiel eine Festschrift der Schauburg (1965 geschlossen) existieren sowie eine historische Sammlung von Filmprogrammen eines Ehepaars Keppler aus Mülheim, die wir leider bislang nicht ausfindig machen konnten.“ Die Stadtarchivare vermuten weitere interessante Dokumente aus der Nachkriegskinogeschichte im Privatbesitz.

Auslöser für die Recherchen der städtischen Archivare ist ein rundes Jubiläum des legendären Löwenhof-Filmtheaters: Vor 70 Jahren, im November 1946, wurde der Löwenhof nach dem Wiederaufbau (am neuen Standort Eppinghofer Straße) wiedereröffnet und war bei den Mülheimern bis zu seiner Schließung im Jahre 1972 ein beliebtes Kino. „Gerade zum Löwenhof sind unsere archivischen Originalquellen (bis auf Zeitungsanzeigen) sehr dürftig“, sagt Roepstorff.

Auch die anderen traditionsreichen Kinos, wie etwa der „Ufa-Palast“ (das spätere Palast-Theater), die Schauburg oder das Moderne Theater sind für die Stadtarchivare interessant. „Wir gehen davon aus, dass die Mülheimer überwiegend Unterlagen aus der Zeit nach 1945 beisteuern können. Sollten jedoch irgendwo noch Dokumente aus der Vorkriegszeit oder sogar aus den Anfängen der Mülheimer Kinogeschichte um 1910/11 überliefert sein, so wäre das natürlich ein ganz besonderer Fund aus archivarischer Sicht“, hofft Jens Roepstorff auf weitere Dokumente.

Selbst in den Stadtteilen existierten früher Kinos, die der Volksmund oft „Flohkiste“ nannte. Dazu gehörten: „Apollo“ an der Duisburger Straße, „Central“ an den Denkhauser Höfen, „Lichtburg“ an der Düsseldorfer Straße, „Odeon“ an der Oberhausener Straße, „Ruhr-Lichtspiel“ an der Kruppstraße, Resi an der Wittkampstraße, „Rixi-Lichtspiel“ an der Kölner Straße in Selbeck oder „Victoria-Lichtspiel“ an der Schwerinstraße.