Mülheim.. Das Gebäude an der Bergstraße wurde in den Siebzigerjahren als Volkshochschule geplant – das macht eine Umnutzung schwierig, sagen Mülheimer Architekten.

Ende dieses Monats beschäftigt sich der Stadtrat mit der Zukunft der Volkshochschule – und die wird aktuell vor allem am derzeit unter Denkmalschutz stehenden Gebäude festgemacht. Sanieren oder aufgeben sind Alternativen. Letzteres wirft die Frage auf: Welche andere Nutzungen als VHS sind für diese 6000 Quadratmeter überhaupt denkbar?

Knapp zusammengefasst geben die Architekten Bruno Wüsthoff und Martin Hütténes darauf dieselbe Antwort: keine. Allerdings ziehen daraus beide gegensätzliche Schlüsse. Bruno Wüsthoff möchte gar nicht über andere Nutzungen spekulieren: „Ich fände es gut, wenn die Volkshochschule als Institution dort bleiben könnte.“ Gründe nennt der Architekt mehrere: Zum Einem sei das Gebäude für die Nutzung als VHS ausgelegt; zudem hält er es für erhaltenswert – aus denkmalpflegerischer und aus städteplanerischer Sicht.

Flachdächer sind sanierungsbedürftig

Der Architekt verweist auf Pläne, die Mülheimer Architekten und Künstler 2002 zur Umgestaltung des Stadtbads vorstellten. Die Idee einer Ruhruferbebauung war Teil dessen und wurde vehement abgelehnt, berichtet Bruno Wüsthoff. „Damals war unsere Überlegung, dass das ganze Umfeld betrachtet und der Brückenschlag zur anderen Ruhrseite ausgebaut werden muss.“ Das gilt für ihn noch heute, nun, da es die Ruhruferbebauung tatsächlich gibt. Die VHS sei ein Anlaufpunkt am anderen Ufer. Allerdings weiß Wüsthoff, dass 70er-Jahre Bauten wie dieses aus energetischer und brandschutztechnischer Sicht „immer kritisch“ sind. „Seitdem ist alles um ein paar Hundert Prozent anders geworden.“

Das ist ein Grund warum Martin Hütténes klipp und klar sagt: „Am einfachsten wäre abreißen und neu bauen.“ Diese Sicht vertrat der Architekt bereits 2014; damals wurde er beauftragt, nach Möglichkeiten zu suchen, das Gebäude im Bestand zur Sparkassen-Akademie umzubauen. Er kam zu dem Schluss, dass das nicht machbar sei. Als Gründe nennt er u.a. einen „Erschließungsflächenanteil von 50 Prozent“.

Soll heißen: Die Hälfte der rund 6000 m² sind Flure oder „Kommunikationsräume“. Den Innenzuschnitt zu ändern, sei jedoch nur mit großem Aufwand möglich, denn laut Martin Hütténes sind die „Wände statisch tragend“. Hinzu kommen Halbebenen, Treppen, fehlende Barrierefreiheit und Sanierungsstau. „Die Flachdächer sind nach all den Jahren sanierungsbedürftig und die Fenster Sonderkonstruktionen“, sagt Hütténes. Besonders bei Letzterem falle der derzeit geltende Denkmalschutz ins Gewicht.

Betongebäude nicht als Wohngebäude nutzbar

Architekt Peter Schnatmann ist überzeugt: „Das Gebäude ist nur für Bildungszwecke sinnvoll nutzbar.“ Das liege in der Architektur begründet, „die einer VHS auf dem Leib geschneidert“ wurde. Eine Schule könnte aus seiner Sicht dort einziehen. „Auch ein Andocken an die Hochschule ist denkbar“, so Schnatmann. „Aber es ist fraglich, ob die Raumbedarf hat.“

Darüber hinaus sei das Betongebäude vielleicht als Büro-, keinesfalls aber als Wohngebäude nutzbar. Auch die innere Aufteilung mit sieben mal sieben Meter großen Klassenräumen lasse sich kaum wohnlich gestalten. „In Fabrikgebäude kann man Wände einziehen und Loftwohnungen daraus machen“, sagt Peter Schnatmann, glaubt aber, dass Denkmalschützer größere Umgestaltungen kaum mitmachen.

Der Innenraum sei typisch für eine VHS dieser Zeit und Teil des Denkmalwerts, sagt der Architekt, der das Gebäude in Stil des Brutalismus als denkmalwürdig und „wertvoll“ erachtet. „Man kann nicht alles, in das man 30 Jahre nicht investiert hat, abreißen. Auch beim Rathaus gab es einen Investitionsstau; jetzt ist es eines der schönsten Gebäude der Stadt.“