Mülheim. Das Bauvorhaben des MWB im Dichterviertel soll erst 2017 starten. Es fehlen noch Pläne und Gutachten. 48 Einfamilienhäuser könnten entstehen - auf drei Tiefgaragen .
Ein „autofreies Dorf“ soll auf dem brachliegenden Gelände an der Scheffelstraße/Bruchstraße im Dichterviertel entstehen – das jedenfalls kündigte die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) bereits 2011 an. Doch der Start des außergewöhnlichen Bauprojektes wurde seither mehrfach verschoben. Zunächst auf Winter 2013, zuletzt war von Herbst 2015 die Rede. Angerückt sind Bagger und Kräne bisher allerdings immer noch nicht.
Aufgeschoben ist wohl aber nicht aufgehoben: „Klar ist, dass wir dort bauen werden, aber es ist zu Verzögerungen gekommen“, sagt Frank Esser, Vorstandsvorsitzender des MWB. Als Zeitpunkt für den Baubeginn peile man nun Ende 2016/Anfang 2017 an. Mit der Vermarktung der Einfamilienhäuser auf dem rund 1,2 Hektar großen Grund könne man möglicherweise schon im September 2016 starten. Denn: „Wir rechnen damit, dass wir im Juni Baurecht bekommen.“
Weitere Pläne und Gutachten nötig
Zuvor müsse die Genossenschaft noch eine kleine „Ehrenrunde“ drehen. Der bestehende vorhabenbezogene Bebauungsplan reicht der Stadtverwaltung nicht aus. „Es müssen weitere Pläne und Gutachten eingereicht werden, die sich nicht mal so eben machen lassen“, erklärt Esser.
Die Krux in diesem Fall: Der vorhabenbezogene Bebauungsplan beziehe sich noch auf ein Bauvorhaben des Voreigentümers: Die Gagfah habe einst mehrgeschossige Seniorenwohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Ruhrtaler Maschinenfabrik errichten wollen – wozu es aber nie gekommen ist.
Siedlung in Saarn ist ebenfalls verkehrsfrei
Das geplante MWB-Dorf im Dichterviertel ist nicht die erste autofreie Siedlung in Mülheim.
Bereits 1998/99 wurde am Westkapeller Ring bzw. der Friedrich-Freye-Straße ein Quartier mit Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Eigentumswohnungen gebaut, die auch auf einer Tiefgarage stehen. Die Immobilien wurden von der FDL vermarktet, sie erfreuten sich damals „großer Beliebtheit“.
Der MWB will das Projekt „Wohnen im Dichterviertel“, in das er nach eigenen Angaben circa 12,4 Mio Euro stecken wird, genauso angehen wie bereits vor einiger Zeit aufgezeigt. 48 attraktive zweigeschossige Stadthäuser (plus ausgebautem Dachgeschoss) mit 147 m² Wohnfläche sollen auf 140 bis 200 m² großen Grundstücken entstehen – angeordnet in mehreren Ketten. Der Clou: Die neue Siedlung soll komplett autofrei sein und auf drei Tiefgaragen thronen. Unterirdisch kann man vom Keller zu den Garagenplätzen gelangen.
Standardhaus für 300.000 Euro
Viel Grün wird es oberirdisch geben, ebenso Höfe zum Verweilen. „Bei der Gestaltung der Eigenheime können die Käufer aktiv mitreden. Zum Beispiel zwischen verschiedenen Dachformen, Fensterformaten und Fassadenfarben wählen“, so Frank Esser. Das neue Quartier soll sich gestalterisch harmonisch einfügen in das Dichterviertel. Der Preis für ein Standardhaus werde bei rund 300.000 Euro liegen, hinzu kommen wohl die Kosten für die Tiefgarage und andere Gemeinschaftsflächen.
„Wohnen im Dichterviertel“ richtet sich vor allem an Familien. „Es wird nicht schwierig sein, die Häuser zu verkaufen“, glaubt Esser. „Als stark gefragten Standort, vor allem für Familien“ schätzt auch Jürgen Liebich, Chef des Planungsamtes, das Projekt ein. Die Verwaltung würde „gerne an der sinnvollen Baumaßnahme festhalten“. „Wir warten auf weitere Projektunterlagen des Eigentümers (MWB), erst dann können wir den nächsten Verfahrensschritt gehen“, sagt er. Schlussendlich muss noch die Politik dem Bebauungsplan zustimmen.